BAUSTEIN 401 -
436. Drei Mantras -
Der Lotos, wie ihn die nebenstehende Abbildung von Briam Cute aus Pixabay zeigt, ist für mich ein Sinnbild für Schönheit, Reinheit und Heiligkeit und bildet somit eine klare Brücke zu den Mantras.
Mantras sind heilige Silben, Worte oder Verse aus der altindischen Sprache Sanskrit. Das Mantra OM, mit dem auch das Gayatri Mantra beginnt (siehe weiter unten), beschreibt den Urklang und zugleich immerwährenden Klang des Universums und wird so gesprochen: A–U–M. (Siehe auch die Website von Lotuscrafts.)
Zwei von den drei Mantras, die ich in diesem Baustein beschreibe, sind nicht aus dem Sanskrit und nicht hinduistisch oder buddhistisch. Das eine ist das Herzensgebet der östlichen Christenheit, das ich in dem Buch „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“ von Emmanuel Jungclaussen (Hg.) gefunden habe. Ich spreche/bete es in der folgenden Form: „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner und …“ Hinter dem „und“ füge ich andere Personen ein, für die ich auch beten will, vor allem Gerhild, meine Frau. Dieses Mantra hat seinen Ausgangspunkt in dem Satz „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“, den der blinde Bettler Bartimäus so lange schrie, bis Jesus ihn zu sich rief. (Mk 10,46-
Das andere ist die erste Strophe der Ode an die Freude von Friedrich Schiller, ergänzt um die vier Zeilen des Refrains, von Ludwig van Beethoven im 4. Satz der 9. Sinfonie kongenial vertont. Dieses etwas lange Mantra lautet:
„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
muss ein lieber Vater wohnen.“
Als Mantra verwende ich oft nicht den ganzen Schillerschen Text, sondern nur Teile davon. Nach dem Wörterbuch DWDS ist das Elysium in der griechischen Mythologie „Wohnort der Seligen, der von den Göttern Geliebten“ (im Totenreich), übertragen „schöner Ort, Paradies“.
Das dritte Mantra, das ich gern spreche/bete, ist das Gayatri Mantra. Es ist in Sanskrit verfasst. Ich folge nun einem Aufsatz der Yogaschule Yogashakti, Autorin Catrin Müller. Das Gayatri-
Gayatri Mantra: Text und Übersetzung
Sehen wir uns nun also den Text dieses wunderschönen Mantras an:
Om – parabrahman -
BHUR -
BHUVAH – pranashakti – die astrale, mittlere Welt
SVAHA -
TAT-
SAVITUR -
VARENYAM – anbetungswürdig
BHARGO -
DEVASYA – scheinend, strahlend, göttliche Wirklichkeit
DHIMAHI -
DHIYO -
YONAH -
PRACHODAYAT -
Gemäß dieser wörtlichen Übersetzung existieren verschiedene Interpretationen des Gayatri Mantra -
„Om – Wir meditieren über den Glanz und die Strahlung der Anbetungswürdigen höchsten Göttlichen Wirklichkeit, die Quelle alles Seins, der physischen, astralen und kausalen Ebene. Möge das höchste Göttliche Wesen unseren Geist erleuchten und unser Unterscheidungsvermögen erwecken, damit wir die absolute Wahrheit erfahren.“
Was nun folgt, entnehme ich einem Aufsatz von Herzensmensch, Autorin Anna Oberleitner. Das Mantra, das wir im modernen Yoga unter Gayatri Mantra kennen, ist das Savitri Gayatri Mantra und richtet sich an die lebensspendende Kraft der Sonne. Ganz korrekt wäre also der vollständige Name Savitri Gayatri Mantra, denn es gibt viele unterschiedliche Gayatri Mantras für verschiedene Gottheiten. Savitri Gayatri richtet sich an Savitri, eine Sonnengöttin bzw. ein Aspekt des Göttlichen. Die erste Zeile „om bhur bhuvah svaha“ gehört nicht zum eigentlichen Gayatri Mantra, sondern kommt aus einer Zeile des Yajurveda und steht für die grobstoffliche Welt, die feinstoffliche Welt und die Kausalwelt. Dann folgt das eigentliche Mantra, das aus drei Versen mit jeweils acht Silben besteht.
Wieso liebe ich das Gayatri Mantra so sehr? Weil sich seine Wirkung immer tiefer entfaltet, je öfter man es spricht/betet/singt.
Um es einmal gesungen zu hören, empfehle ich das Gayatri Mantra von Shivali. Shivali reist durch die glühende Sonne Indiens und seine üppigen Hügel mit dem Gayatri Mantra auf den Lippen, während sie nach dem Spender von Licht und Leben sucht und ihn in allem, was sie umgibt, findet.
Gayatri Mantra -
Worum geht es eigentlich? Es geht darum, die Liebe zu leben. Um in diese Lebenshaltung immer tiefer hineinzuwachsen, ist mir das Gayatri Mantra eine große Hilfe.
435. Namaste -
Ich grüße gern mit „Namaste“, einfach spontan, wenn mir danach zumute ist und wenn ich das Gefühl habe, dass es passt. Bei dieser Geste, diesem Mudra, werden die Daumen nicht überkreuzt. Man kann die Geste machen, ohne das Wort zu sagen. Man kann auch das Wort sagen und eine andere Geste machen, etwa beide Hände auf das Herz legen. Namaste ist ein Sanskrit-
Mahatma Gandhi antwortete auf die Frage, was Namaste bedeutet, wie folgt:
„Ich ehre den Platz in dir, in dem das gesamte Universum wohnt. Ich ehre den Platz des Lichts, der Liebe, der Wahrheit, des Friedens und der Weisheit in dir. Ich ehre den Platz in dir, wo, wenn du dort bist und auch ich dort bin, wir beide eins sind.“
Die im Bild gezeigte Handhaltung hat eine energetisierende Wirkung, da wir nicht nur die Hände, sondern auch die beiden Gehirnhälften miteinander verbinden und in Einklang bringen. Und wir öffnen dabei auch unser Herzchakra.
(Für die letzten beiden Absätze siehe „Namasté: eine Grußformel mit tiefsinniger Bedeutung“ auf https://blog.mindvalley.com/de/namaste.)
434. Eine leuchtende Persönlichkeit -
Durch einen Artikel in der Schweizer Zeitschrift ZE!TPUNKT wurde ich auf das im Verlag Herder erschienene Buch „Das denkende Herz der Baracke -
„Etty – eigentlich Esther – Hillesum war eine niederländische Jüdin, die nach Auschwitz deportiert und im Alter von 29 Jahren ermordet wurde. Ihr Leben in den zwei Jahren bis zu ihrem Tod war ein Beispiel für radikale Liebe.“
„In den zwei Jahren vor ihrem Tod, auch noch aus dem Durchgangslager Westerbork heraus schrieb sie rund 600 eng beschriebene und schwer leserliche Seiten Tagebücher und Briefe.“
„Es dauerte fast 40 Jahre, bis der Verleger J.G. Gaarlandt Ettys Tagebücher entziffern ließ.“
Im Durchgangslager Westerbork schrieb Etty:
„Wenn ich nachts auf meiner Pritsche lag, mitten zwischen leise schnarchenden, laut träumenden, still vor sich hin weinenden und sich wälzenden Frauen und Mädchen, dann war ich oft unendlich bewegt, ich lag wach und ließ die Ereignisse, die viel zu vielen Eindrücke eines viel zu langen Tages im Geist an mir vorbeiziehen und dachte: Lass mich dann das denkende Herz dieser Baracke sein!“
„Im Mai 1940 kapitulierte die Niederlande vor der deutschen Besatzung. Im selben Jahr begann die Judenverfolgung.“
„Ab Sommer 1942 verschlechtern sich die Lebensbedingungen für die niederländischen Juden dramatisch.“
Etty schrieb:
„Das Stück Geschichte, das wir jetzt erleben, kann ich sehr gut ertragen, ohne darunter zusammenzubrechen. Ich sehe genau, was geschieht und behalte einen klaren Kopf. Manchmal freilich ist es, als legte sich eine Aschenschicht über mein Herz. Und dann kommt es mir vor, als würde mein Gesicht vor meinen Augen welken und vergehen, hinter meinen grauen Zügen taumeln Jahrhunderte nacheinander in einen Abgrund, und dann verschwimmt alles vor meinen Augen, und mein Herz lässt alle Hoffnung fahren. Es sind nur Augenblicke, gleich darauf habe ich mich wieder in der Gewalt, mein Kopf wird wieder klar, und ich kann meinen Anteil an der Geschichte tragen, ohne darunter zu zerbrechen. Wenn man einmal begonnen hat, an Gottes Hand zu wandern, ja, dann wandert man weiter, das ganze Leben wird zu einer einzigen Wanderung.“
„Im Juli 1942 beginnen die Deportationen.“
Im Durchgangslager Westerbork schrieb Etty:
„Das Elend ist wirklich groß, und dennoch laufe ich oft am Abend, wenn der Tag hinter mir in der Tiefe versunken ist, mit federnden Schritten am Stacheldraht entlang, und dann quillt es mir immer wieder aus dem Herzen herauf – ich kann nichts dafür, es ist nun einmal so, es ist von elementarer Gewalt: Das Leben ist etwas Herrliches und Großes, wir müssen später eine ganz neue Welt aufbauen – und jedem weiteren Verbrechen, jeder weiteren Grausamkeit müssen wir ein weiteres Stückchen Liebe und Güte gegenüberstellen, das wir in uns selbst erobern müssen. Wir dürfen zwar leiden, aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen.“
„Am 6. Juni 1943 kommt Etty endgültig nach Westerbork und kehrt nicht mehr zurück. Überlebende des Lagers sprechen später von ihrer ‚leuchtenden Persönlichkeit‘ – bis zuletzt. Auch ihre Eltern und ein Bruder werden nach Westerbork gebracht und von dort – am 7. September 1943 – gemeinsam in das Vernichtungslager Auschwitz-
In der letzten Zeit wurde mir im Gebet klar: Meine Sehnsucht ist groß, mit Dir auf das Innigste eins zu werden, mein Herr und mein Gott, mit allen Konsequenzen für mein Leben, meine Ausstrahlung, meine tätige Liebe, durch alles Leid hindurch, das mich, andere Menschen, die ganze Schöpfung trifft.
Ich beginne diesen Baustein mit der Basis. Die Basis ist für mich die lebendige und innige Beziehung zu Jesus Christus. Diese Beziehung wird in der Ekklesia gelebt. Das Wort „Ekklesia“ kommt im griechischen Urtext des Neuen Testaments 114-
Ich zitiere im Folgenden aus der Lutherbibel 2017. Paulus schreibt den ersten Korintherbrief „an die Gemeinde Gottes in Korinth“ (1. Kor 1,2). Nach ihm sollte es in jeder Stadt, die er besuchte, nur eine Gemeinde geben, und die sollte keine Spaltungen untereinander zulassen. Im ersten Korintherbrief schreibt er: „Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung. Denn es ist mir bekannt geworden über euch, meine Brüder und Schwestern, durch die Leute der Chloë, dass Streit unter euch ist. Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der Dritte: Ich zu Kephas, der Vierte: Ich zu Christus. Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Wurde denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?“ (1. Kor 10-
„Die fehlende Einmütigkeit unter den Gemeindegliedern in Korinth reicht für Paulus viel tiefer als eine bloße Meinungsverschiedenheit, die es zu überwinden gilt. Sie ist eine Verwundung des einen Leibes Christi und verdunkelt die lebendige Gegenwart des erhöhten Herrn in der Welt.“ (Aus einer Predigt zum zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit 2014.)
Dieses Verständnis lege ich nun auf meine Situation um. Ich lebe in Pressbaum, einer Wienerwaldgemeinde in der Nähe von Wien. Hier gibt es drei christliche Gemeinschaften, die am Sonntag eine Eucharistiefeier bzw. einen Abendmahlsgottesdienst feiern:
Die Gemeinschaft im katholischen Campus Sacré Cœur Pressbaum.
Die Gemeinschaft in der katholischen Pfarrkirche Pressbaum.
Die Gemeinschaft in der evangelischen Kirche Pressbaum.
Diese drei Gemeinschaften zusammen bilden die Gemeinde Pressbaum der Kirche Jesu Christi. Aber sie leben im Zustand der Spaltung, zumindest der Spaltung zwischen den Konfessionen, im Zustand der Verwundung des einen Leibes Christi. Diese Verwundung zumindest in mir zu heilen ist meine Aufgabe. Wenn ich daher in den katholischen Campus Sacré Cœur Pressbaum gehe, bin ich dort zu Hause. Wenn ich in die katholische Pfarrkirche Pressbaum gehe, bin ich dort zu Hause. Wenn ich in die evangelische Kirche Pressbaum gehe, bin ich dort zu Hause. Überall nehme ich an der Kommunion bzw. am Abendmahl teil. Überall trage ich in Demut meine Liebe hin.
432. Chinas 12-
China hat am 24. Februar 2023, also am Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine, ein 12-
1. Respektierung der Souveränität aller Länder. Das allgemein anerkannte Völkerrecht, einschließlich der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen, muss strikt eingehalten werden. Die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit aller Länder muss wirksam gewahrt werden. Alle Länder, ob groß oder klein, stark oder schwach, reich oder arm, sind gleichberechtigte Mitglieder der internationalen Gemeinschaft. Alle Parteien sollten gemeinsam die grundlegenden Normen für die internationalen Beziehungen aufrechterhalten und für internationale Fairness und Gerechtigkeit eintreten. Die gleichmäßige und einheitliche Anwendung des Völkerrechts ist zu fördern, während doppelte Standards abgelehnt werden müssen.
Kommentar: Worin besteht die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit der Ukraine? Die Ukraine ist völlig vom Westen abhängig. Und ihr Territorium hängt von der Jahreszahl ab. 2014, nach dem Maidan-
2. Abkehr von der Mentalität des Kalten Krieges. Die Sicherheit eines Landes sollte nicht auf Kosten anderer Länder angestrebt werden. Die Sicherheit einer Region sollte nicht durch die Stärkung oder Ausweitung von Militärblöcken erreicht werden. Die legitimen Sicherheitsinteressen und -
Kommentar: In diesem Punkt wird die Ukraine nicht explizit erwähnt, aber das Augenmerk ist auf Europa gerichtet. Zur Vorgeschichte des Ukraine-
3. Beendigung der Feindseligkeiten. Konflikte und Kriege sind für niemanden von Vorteil. Alle Parteien müssen rational bleiben und Zurückhaltung üben, es vermeiden, die Flammen zu schüren und die Spannungen zu verschärfen, und verhindern, dass sich die Krise weiter verschlechtert oder gar außer Kontrolle gerät. Alle Parteien sollten Russland und die Ukraine dabei unterstützen, in die gleiche Richtung zu arbeiten und den direkten Dialog so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, um die Situation schrittweise zu deeskalieren und schließlich einen umfassenden Waffenstillstand zu erreichen.
Kommentar: Nichts wäre wünschenswerter als ein umfassender Waffenstillstand. Nach dem Artikel „Naftali Bennett wollte den Frieden zwischen Ukraine und Russland: Wer hat blockiert?“, der am 6. Februar 2023 in der Berliner Zeitung erschien, war ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Russland und der Ukraine Ende März 2022 in greifbarer Nähe. „Beide Seiten waren zu erheblichen Zugeständnissen bereit. Doch vor allem Großbritannien und die USA haben den Prozess beendet und auf eine Fortsetzung des Krieges gesetzt.“ Am 19. Mai 2022 hat Merkur.de berichtet, dass die Ukraine bei den Verhandlungen mit Russland zur Beendigung des Konflikts einzig und allein den vollständigen Abzug Russlands aus dem gesamten Land akzeptiert. Am 30. September 2022 berichtete Merkur.de, dass der russische Präsident Putin die ukrainische Regierung zu Waffenstillstand und Verhandlungen auffordert, und zwar ausgerechnet an dem Tag, an dem er die besetzten Teile der Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson zu Teilen Russlands erklärte. Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert immer wieder Waffen, also Munition, Sturmgewehre, Panzer, Luftabwehrsysteme, Raketenwerfer und in letzter Zeit auch noch Kampfjets. In ihrem aktuellen Newsletter meint Sahra Wagenknecht dazu: „Waffenstillstand statt immer weitere Waffenlieferungen, die den Krieg und damit das Leid und das Sterben in der Ukraine verlängern!“ „Wir brauchen endlich diplomatische Initiativen und Verhandlungen statt verantwortungslosem Säbelrasseln!“
4. Wiederaufnahme der Friedensgespräche. Dialog und Verhandlungen sind die einzige praktikable Lösung für die Ukraine-
Kommentar: Der Punkt fordert eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche. In der Wikipedia gibt es einen Artikel über russisch-
5. Beilegung der humanitären Krise. Alle Maßnahmen, die dazu beitragen, die humanitäre Krise zu lindern, müssen gefördert und unterstützt werden. Humanitäre Maßnahmen sollten den Prinzipien der Neutralität und Unparteilichkeit folgen, und humanitäre Fragen sollten nicht politisiert werden. Die Sicherheit der Zivilbevölkerung muss wirksam geschützt werden, und es sollten humanitäre Korridore für die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus den Konfliktgebieten eingerichtet werden. Es müssen Anstrengungen unternommen werden, um die humanitäre Hilfe in den betroffenen Gebieten zu verstärken, die humanitären Bedingungen zu verbessern und einen schnellen, sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten, um eine humanitäre Krise größeren Ausmaßes zu verhindern. Die Vereinten Nationen sollten bei der Koordinierung der humanitären Hilfe für die Konfliktgebiete unterstützt werden.
Kommentar: Da die Ukraine in diesem Punkt nicht explizit erwähnt wird, beziehen sich die Ausführungen auf alle kriegerischen Konflikte weltweit. Zur humanitären Hilfe zähle ich auch die Hilfe für die verlassenen Tiere, die von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in Konfliktgebieten in vorbildlicher Weise durchgeführt wird.
6. Schutz von Zivilisten und Kriegsgefangenen (POWs). Die Konfliktparteien sollten sich strikt an das humanitäre Völkerrecht halten, Angriffe auf Zivilisten oder zivile Einrichtungen vermeiden, Frauen, Kinder und andere Opfer des Konflikts schützen und die Grundrechte der Kriegsgefangenen achten. China unterstützt den Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine und fordert alle Parteien auf, günstigere Bedingungen für diesen Zweck zu schaffen.
Kommentar: Auf der Website des deutschen Roten Kreuzes kann man lesen: „Das humanitäre Völkerrecht ist ein für Situationen bewaffneter Konflikte geschaffenes Sonderrecht. Zwar kann es Kriege nicht verhindern, jedoch durch seine Regeln menschliches Leid im Krieg verringern.“ „Das humanitäre Völkerrecht dient dem Schutz aller an einem Konflikt beteiligten Personengruppen und legt den kriegsführenden Parteien Beschränkungen hinsichtlich der Art und Weise der Kriegsführung auf.“ In einem Bericht der Zeitung der Arbeit vom 10. Juli 2022 fand ich folgende Mitteilung: „Ein UNO-
7. Sicherheit von Kernkraftwerken. China lehnt bewaffnete Angriffe auf Kernkraftwerke oder andere friedliche kerntechnische Anlagen ab und fordert alle Parteien auf, das Völkerrecht, einschließlich des Übereinkommens über nukleare Sicherheit, einzuhalten und von Menschen verursachte nukleare Unfälle entschlossen zu vermeiden. China unterstützt die Internationale Atomenergie-
Kommentar: Auch diese Ausführungen beziehen sich auf alle kriegerischen Konflikte weltweit. Doch ist das Augenmerk vor allem auf das ukrainische, von Russland annektierte Kernkraftwerk Saporischschja, das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas zu richten. Nach zwei Berichten vom 21. August 2022 und vom 12. September 2022, die ich auf anti-
8. Verringerung der strategischen Risiken. Atomwaffen dürfen nicht eingesetzt und Atomkriege dürfen nicht geführt werden. Die Androhung oder der Einsatz von Atomwaffen sollte abgelehnt werden. Die Weiterverbreitung von Kernwaffen muss verhindert und eine nukleare Krise vermieden werden. China lehnt die Erforschung, Entwicklung und den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen durch jedes Land unter allen Umständen ab.
Kommentar: Nach Wikipedia ist der Atomwaffenverbotsvertrag eine internationale Vereinbarung, die Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und Einsatz von Kernwaffen verbietet, außerdem die Drohung damit. Am 22. Januar 2021, 90 Tage nach der 50. Ratifizierung, trat der Vertrag in Kraft. Bis heute haben ihn 92 Staaten unterzeichnet und 68 ratifiziert. Zu den Unterzeichnern gehören weder die Atommächte noch die NATO-
9. Erleichterung der Getreideexporte. Alle Parteien müssen die von Russland, der Türkei, der Ukraine und den Vereinten Nationen unterzeichnete Schwarzmeer-
Kommentar: Die bestehende Vereinbarung zum Getreideexport wäre am 19. März 2023 ausgelaufen. Russland hat jedoch nach diversen Medien das Getreideabkommen mit der Ukraine um 60 Tage verlängert. Russland macht diese Verlängerung von Erleichterungen bei Exportgeschäften und von der Wiederinbetriebnahme der Pipeline für Ammoniak durch die Ukraine abhängig. Auf antispiegel.ru habe ich einen Artikel mit dem Titel „Lettland blockiert Transport von Düngemittel in die Dritte Welt“ gefunden. Darin stellt der Autor fest, dass der ukrainische Weizen zum Großteil nicht in die ärmsten Länder der Welt, sondern in die EU ging. „Das ist keine russische Propaganda, jeder kann das auf der Seite der UNO, die peinlich genau jedes Schiff mit Ladung und Zielhafen auflistet und auch grafisch zeigt, welche Länder wie viel Getreide bekommen haben, nachprüfen. Ein großer Teil des angeblich für die Dritte Welt bestimmten ukrainischen Weizens ist zum Beispiel nach Spanien gegangen und dort an Schweine verfüttert worden.“
10. Beendigung einseitiger Sanktionen. Einseitige Sanktionen und maximaler Druck können das Problem nicht lösen; sie schaffen nur neue Probleme. China lehnt einseitige, vom UN-
Kommentar: Vom UN-
11. Aufrechterhaltung der Industrie-
Kommentar: Diese Ausführungen beziehen sich nicht nur auf die Ukrainekrise, sondern auf alle Krisen weltweit. Es geht darum, nicht nur den Einsatz von militärischen Waffen immer mehr zurückzudrängen, sondern auch den Einsatz von Propaganda, Manipulation und Erpressung.
12. Förderung des Wiederaufbaus nach Konflikten. Die internationale Gemeinschaft muss Maßnahmen ergreifen, um den Wiederaufbau nach Konflikten in Konfliktgebieten zu unterstützen. China ist bereit, dabei Hilfe zu leisten und eine konstruktive Rolle zu spielen.
Kommentar: Auch diese Ausführungen beziehen sich auf alle Krisen weltweit, doch sind der Wiederaufbau infolge der Kriegsereignisse in der Ukraine und infolge des Erdbebens im Grenzgebiet Türkei/Syrien besonders große Anliegen. Am 26. Februar 2023 titelte das Handelsblatt: „Mehr als eine Billion Dollar denkbar – Der Wiederaufbau der Ukraine wird zur Jahrhundertaufgabe“. Und in einem anderen Medium wird am 15. Februar 2023 von einem „Jahrhunderterdbeben im Krisengebiet“ geschrieben.
Der chinesische Friedensplan, dessen zwölf Punkte ich präsentiert habe, ist ein Dokument, das nicht ignoriert werden sollte. Nichtsdestotrotz gibt es schwarze Flecken in der Geschichte der Volksrepublik China. Als Beispiel führe ich die Zerstörung der ursprünglichen Kultur, ja selbst der Sprache in Tibet, die massive Umsiedlung von Han-
Zum Abschluss weise ich auf einen Standpunkt von Bernd Murawski mit dem Titel „Die Verantwortung des Westens für das Andauern des Ukrainekrieges“ hin, der am 11. März 2023 von der Medienplattform Apolut veröffentlicht worden ist. Ich zitiere aus diesem Artikel nichts, denn es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen: https://apolut.net/die-
Die Bibelstelle Jesaja 2, 1-
„1 In einer Offenbarung empfing Jesaja, der Sohn von Amoz, folgende Botschaft über Juda und Jerusalem:
2 Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des HERRN steht, unerschütterlich fest stehen und alle anderen Berge überragen. Alle Völker strömen zu ihm hin.
3 Überall werden die Leute sagen: »Kommt, wir gehen auf den Berg des HERRN, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!« Denn vom Zionsberg in Jerusalem wird der HERR sein Wort ausgehen lassen.
4 Er weist die Völker zurecht und schlichtet ihren Streit. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. Kein Volk wird mehr das andere angreifen und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk.
5 Auf, ihr Nachkommen Jakobs, lasst uns in dem Licht leben, das vom HERRN ausgeht!“
Die Bibelübersetzungen geben den Gottesnamen JHWH mit dem Wort HERR wieder, weil der Name des Herrn aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen werden darf. JHWH ist der, der bedingungslos für uns da ist.
Der Beginn von Vers 2 wird in vielen Bibelübersetzungen mit „Am Ende der Tage“ oder „Am Ende der Zeit“ wiedergegeben. Wörtlich übersetzt lautet der Beginn von Vers 2 „In zukünftigen Tagen“. Das bringt die Gute Nachricht Bibel mit der Formulierung „Es kommt eine Zeit“ zum Ausdruck. Diese Zeit kann nicht von Menschen, sondern nur von JHWH herbeigeführt werden, als eine unüberbietbare und endgültige Heilszeit. Sie kommt dann, wenn die Israeliten und alle Völker den Willen des Herrn als ihren Lebensweg annehmen, wenn der Dekalog, wie Jörg Sieger es ausdrückt, zum ersehnten und gesuchten Heilsgut der ganzen Menschheit wird.
Das Liederbuch der Charismatischen Erneuerung hat den Titel „Singe Jerusalem“. Das Buch enthält ein Lied mit dem Titel „Jerusalem“, dessen Text nach Jesaja 60, 1-
„1 Der HERR sagt: Steh auf, du trauernde Zionsstadt! Lass dein Gesicht hell strahlen, denn dein Licht kommt: Die Herrlichkeit des HERRN geht über dir auf wie die Sonne!
2 Auf der ganzen Erde liegt Finsternis, die Völker tappen im Dunkel; doch über dir strahlt dein Gott auf, der Glanz seiner Herrlichkeit geht über dir auf.
3 Alle Völker machen sich auf zu dem Licht, das sich über dich ergießt, und ihre Könige wollen den Glanz sehen, in dem du strahlst.
4 Sieh, was rings um dich her geschieht! Sieh, wie sie sich versammeln und zu dir strömen! Deine Söhne kommen aus der Ferne und deine Töchter werden auf den Armen herbeigetragen.
5 Du wirst es sehen und dich freuen, vor Glück wird dir das Herz klopfen. Die Schätze der Völker werden zu dir gebracht, ihre Reichtümer weit über das Meer herbeigeschafft.
6 Karawanen von hochbeladenen Kamelen kommen aus Midian und Efa. Die Leute aus Saba kommen mit Gold und Weihrauch und rühmen meine mächtigen Taten.
14 Die Söhne deiner Unterdrücker und alle, die dich verspottet haben, beugen sich tief und werfen sich vor dir nieder. Sie nennen dich: Zion, die Stadt, die dem HERRN, dem heiligen Gott Israels, gehört.
19 In Zukunft brauchst du nicht mehr die Sonne als Licht für den Tag noch den Mond als Licht für die Nacht; denn ich, der HERR, dein Gott, werde für immer dein Licht sein und dir mit meinem herrlichen Glanz leuchten.“
Der Refrain des Liedes geht so:
„Jerusalem, Jerusalem, leg dein Gewand der Trauer ab!
Jerusalem, Jerusalem, singe und tanze deinem Gott!“
Hier ist ein Link auf das gesungene Lied, in das die Texte eingeblendet sind:
https://www.youtube.com/watch?v=g8E5l2mLfD4
Jerusalem ist eine Stadt, die schon in prähistorischer Zeit besiedelt war. Nach biblischer Darstellung eroberte David etwa 1000 v. Chr. die von den Jebusitern bewohnte Stadt, machte sie zu seiner Hauptstadt und ließ die Bundeslade dorthin bringen. Sein Sohn Salomo ließ einen Königspalast und den ersten Tempel in der Stadt bauen. Der zweite Tempel wurde errichtet, nachdem die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. die Stadt zerstört hatten und der persische König Kyros im Jahr 538 v. Chr. die Heimkehr der in Babylon exilierten Oberschicht der Israeliten und den Wiederaufbau des Tempels erlaubt hatte. Der zweite Jerusalemer Tempel wurde von Herodes dem Großen, der 73 v. Chr. bis 4 v. Chr. lebte, großzügig umgebaut, ebenso wurde von ihm ein neuer Königspalast errichtet. Im Jahr 70 n. Chr. wurde Jerusalem von römischen Legionen erobert. Sämtliche Überlebenden wurden versklavt oder getötet, die Stadt völlig zerstört. Der Rest der Stützmauer des Herodianischen Tempels ist bis heute erhalten und wird von Nicht-
Der römische Kaiser Hadrian erbaute nach der Niederschlagung des Bar-
Unter dem römischen Kaiser Konstantin dem Großen wurde das Christentum aufgewertet und der Bestandteil Capitolina aus dem Stadtnamen entfernt. Die Stadt wurde nun Aelia, aber auch wieder Jerusalem genannt. Unter Kaiser Konstantin und seinen Nachfolgern wurde Jerusalem zur christlichen Stadt umgebaut.
Im Jahre 637 belagerte eine islamische Armee die Stadt und konnte sie nach sechs Monaten durch die Kapitulation der byzantinischen Verteidiger einnehmen. Die christliche Bevölkerung der Stadt durfte diese verlassen, davon machten aber nur wenige Gebrauch. Jerusalem wurde nunmehr von islamischen Gouverneuren und christlichen Patriarchen verwaltet; der jüdischen Bevölkerung wurde die Rückkehr in die Stadt ermöglicht. Den Christen und Juden wurde der Status von Dhimmis (Schutzbefohlene, zur Zahlung einer Steuer Verpflichtete) zugewiesen. Jerusalem wurde zu einer islamischen Stadt umgestaltet. Die Mauern des Tempelareals wurden instand gesetzt und die herodianische Tempelplattform für den Islam beansprucht. Der Felsendom wurde um 692 vollendet.
Im Jahr 1095 sandte der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos ein Hilfegesuch nach Rom, da türkische Seldschuken sein Reich immer stärker bedrohten. Im selben Jahr rief Papst Urban II. zu einem Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems auf. Nach einer Belagerung von fünf Wochen konnte das Kreuzfahrerheer die Stadt im Jahr 1099 einnehmen. Jerusalem wurde christlich. Die Eroberer machten es zum Zentrum des Kreuzfahrerkönigreichs Jerusalem. Der Felsendom wurde in eine Kirche verwandelt, auf seiner vergoldeten Kuppel wurde ein Kreuz angebracht. Viele neue christliche Bauwerke entstanden. Die Besetzung Jerusalems durch die Kreuzfahrer dauerte von 1099 bis 1187. Im Jahr 1187 gelang es Saladin, dem Sultan von Ägypten, Jerusalem nach kurzer Belagerung rückzuerobern und wieder islamisch zu machen. Das Kreuz auf der Kuppel des Felsendoms ließ er entfernen. Er ließ viele christliche Kirchen in Moscheen umwandeln. Die Grabeskirche blieb unangetastet.
Trotz der Islamisierung blieb Jerusalem im europäischen Weltbild die Mitte der Welt. Das zeigt zum Beispiel die Kleeblatt-
Der Tempelberg ist allen drei monotheistischen Weltreligionen heilig. Auf diesem Felsplateau erhob sich einst der unter König Salomo erbaute erste Tempel. König Herodes der Große baute hier den zweiten Tempel großzügig um. Heute erheben sich auf dem Plateau der Felsendom und die al-
Die Grabeskirche, auch als Kirche vom Heiligen Grab bezeichnet, liegt in der Altstadt Jerusalems und wird von orthodoxen Christen Auferstehungskirche genannt. An dieser Stelle soll Überlieferungen zufolge die Kreuzigung Jesu stattgefunden haben und sich in unmittelbarer Umgebung auch dessen Grab befinden. Die Kirche ist der Sitz des griechisch-
Der Sederabend ist eine zeremonielle Mahlzeit am Beginn des jüdischen Pessach-
Wenn wir von Jerusalem sprechen, müssen wir zwischen Jerusalem als Ideal und der realen Stadt Jerusalem unterscheiden.
Der 2018 verstorbene israelische Friedenaktivist Uri Avnery setzte sich unermüdlich für die Gründung Palästinas neben dem Staat Israel, mit Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten, ein. 1995 verfasste er das folgende Manifest:
„Unser Jerusalem
Jerusalem gehört uns, Israelis und Palästinensern, Moslems, Christen und Juden. Unser Jerusalem ist ein Mosaik aus allen Kulturen, allen Religionen und allen Epochen, die die Stadt vom frühesten Altertum bis heute bereichert haben: Kanaaniter, Jebusiter und Israeliten, Juden und Griechen, Römer und Byzantiner, Christen und Moslems, Araber und Mamelucken, Osmanen und Briten, Palästinenser und Israelis. Sie und alle anderen, die ihren Beitrag zu der Stadt leisteten, haben ihren Platz in der geistigen und physischen Landschaft Jerusalems.
Unser Jerusalem muss eine vereinigte Stadt sein, die offen ist für alle und allen Einwohnern gehört — ein Jerusalem ohne Grenzen und Stacheldraht in seiner Mitte. Unser Jerusalem muss die Hauptstadt zweier Staaten sein, die Seite an Seite in diesem Land leben — Westjerusalem als Hauptstadt des Staates Israel und Ostjerusalem als Hauptstadt des Staates Palästina. Unser Jerusalem soll die Hauptstadt des Friedens sein.“
Dieses Manifest verfasste Uri Avnery, obwohl das von der Knesset, dem israelischen Parlament, am 30. Juli 1980 verabschiedete Jerusalemgesetz beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden zusammengefasst und das vereinte Jerusalem in seiner Gesamtheit zur untrennbaren Hauptstadt Israels erklärt hatte. Das Jerusalemgesetz ist ein Grundgesetz. Es hat Verfassungsrang.
Eric Frey verfasste am 12. Mai 2021 im Standard einen Kommentar mit dem Titel „Der Zorn über Israels Jerusalem-
Ein Teufelskreis von Gewalt beider Seiten, der israelischen und der palästinensischen? „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“ (Friedrich Schiller)
Oder können wir auf Mephistos Selbstbeschreibung in Goethes Faust hoffen? „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“
Soweit zur derzeitigen Realität Jerusalems. Und nun zu Jerusalem als Vision. Eine Vision von Jerusalem kann sich auf die geschichtliche Zeit oder auf die Endzeit beziehen. In meiner Vision kann ich nicht zwischen der geschichtlichen Zeit und der Endzeit unterscheiden. Ich sehe den historischen Jesus, der in einer ganz besonderen, unüberbietbaren Art der Sohn Gottes ist. Er ist der Kanal für die Fülle der Ströme der Liebe Gottes in diese Welt, überall hin, in jeden Wassertropfen, in jedes Sandkorn, in jedes Lebewesen, in jeden Menschen. In diesem Sinn wartet Jerusalem, der Ort Jesu in vielen biblischen Zeugnissen, an jedem Ort und zu jeder Zeit auf uns. Wenn wir die Hand ausstrecken, ist er da, um sie mit einem Glück zu erfüllen, das alle Vorstellungen übersteigt.
Dafür lebe ich.
430. Die Lücke im Christlichen -
Am ersten Adventsonntag enthielt das Evangelium einen Teil von Matthäus 24, also der Matthäus-
Die Ankunft des Menschensohnes wird überraschend sein.
„Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer (mit)genommen und einer (zurück)gelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen,
wird eine (mit)genommen und eine (zurück)gelassen.“
Das „zurück“ habe ich in Klammern gesetzt, denn es ist ein interpretierender Zusatz zum wörtlichen Text. Auch das „mit“ habe ich eingeklammert, denn das griechische Wort kann „mitgenommen“, „angenommen“ oder einfach „genommen“ bedeuten. In einem Kommentar, den ich gefunden habe, wird gesagt, dass die Genommenen das bessere Los erwartet, in einem anderen Kommentar fällt das bessere Los den Gelassenen zu. Ob man es nun so oder so sieht, die Ernsthaftigkeit des Gerichts bildet den Hintergrund. Matthäus 25 spricht vom Gericht des Menschensohnes über alle Völker, der die Menschen in zwei Gruppen teilt, so wie der Hirte die Schafe und die Ziegen für die Nacht voneinander trennt. Die Beschreibung des Gerichts endet in Mt 25, 46 mit dem folgenden Satz:
Die einen „werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.“
Die Kommentierte Studienausgabe (Stuttgarter Neues Testament) kommentiert den Satz wie folgt:
Die Hölle „ist die Konsequenz menschlicher Freiheit und Verantwortung.“
Dieser Kommentar ist eine Ausrede, die die Ursache der ewigen Verdammung auf die freie und verantwortungsbewusste Entscheidung des einzelnen Menschen schiebt. Das Böse wird in der Zeit getan, die Strafe wird jedoch für alle Zeit und Ewigkeit verhängt?
Das griechische Wort, das in allen mir bekannten Bibelübersetzungen hier mit „ewig“ übersetzt wird, ist αἰώνιος (aionios), zum Äon oder zu den Äonen gehörig. Nach dem Wikipedia-
Gott geht uns immer nach, über unser Leben auf der Erde hinaus. Seine Barmherzigkeit und Liebe ist unerschöpflich. Bereits in unserem Leben auf der Erde sind Zeit und Ewigkeit miteinander verwoben. Jede Angst wird irgendwann von uns genommen, entweder vor oder nach unserem Tod. Vor unserem Tod ist die Ewigkeit in unserem Leben verborgen. Diese Verborgenheit kann uns beglücken. Nach unserem Tod ist die Zeit in unserem Leben verborgen. Diese Verborgenheit kann uns nicht in alle Ewigkeit erschrecken, sie bedeutet vielmehr die Verarbeitung des Irdischen, die auch durch höllische Zustände gehen kann, jedoch ohne diese festzuhalten.
Wir sollen hier nicht fundamentalistisch argumentieren. Wir haben hier eine Lücke im Christlichen. Diese Lücke kann uns dunkel und drohend vorkommen oder licht und befreiend. Wir alle werden von der Dunkelheit zum Licht geführt.
In meinem Baustein 239. Aionios – ewig oder zeitlich? Habe ich mich vor fast zehn Jahren eingehend mit dieser Frage auseinandergesetzt, aus christlicher und aus muslimischer Sicht. Auch den buddhistischen Weg des Bodhisattva, der sich niemals von der Erde abwendet, solange nicht alle Wesen befreit sind, habe ich kurz angedeutet. Die christliche, die muslimische und die buddhistische Sicht reichen einander die Hand.
429. Jesus Christus König Maria Königin -
Vorgestern war Christkönigssonntag. Gerhild und ich feierten unseren Sonntagsgottesdienst zu Hause. Er war sehr innig und schloss auch die zentrale Stelle der Verehrung Jesu Christi aus dem Kolosserbrief mit ein:
„Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor allem, in ihm hat alles Bestand.
Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Gemeinde. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn es gefiel Gott, die ganze Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles, was im Himmel und auf Erden ist, auf ihn hin zu versöhnen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“
Ich begann dann unwillkürlich zu singen und Gerhild stimmte mit ein:
„Du bist Herr! Du bist Herr!
Du bist auferstanden und du bist Herr!
Jedes Knie muss sich beugen, jede Zunge muss bekennen,
dass Jesus ist der Herr.“
Als wir das Lied gesungen hatten, sagte Gerhild spontan: „Jesus Christus ist König. Und Maria ist Königin. Sie ist der Schlüssel zu dem Ganzen. Ohne ihr Ja hätte Jesus nicht auf die Welt kommen können.“
Wir alle sind aufgefordert, wie Maria Ja zu sagen und Jesus in uns selbst auf die Welt zu bringen und in Worten und Taten zu verkünden. Wie Angelus Silesius sagt:
„Wär' Christus tausendmal zu Bethlehem geboren
und nicht in dir: du bliebst noch ewiglich verloren.“
In unserem Leben dürfen wir uns von Maria helfen lassen, die immer bereit ist, uns zu ihrem Sohn Jesus zu führen.
428. Das Wunder der Ameise -
Die Badesaison ist da. Immer bevor ich in unserem Garten im Schwimmbecken schwimme, gehe ich im Wasser einmal auf und ab. So auch gestern. Da sprang mir etwas ins Auge, das im Wasser schwamm, nämlich die Schale eines Sonnenblumenkerns, auf dem eine Ameise wie festgeklebt war. Ich schöpfte es vorsichtig aus dem Wasser und ließ das Wasser durch meine Finger abrinnen. Als die Schale des Sonnenblumenkerns mit der Ameise auf meiner trockenen Handfläche lag, löste sich die Ameise aus ihrer Starre und begann eifrig meine Handfläche entlangzulaufen. Ich schüttelte sie auf die Wiese am Rand des Bassins. Sie hatte die Schale des Sonnenblumenkerns als Rettungsboot verwendet. Für mich war ihr plötzliches Erwachen wie ein Wunder.
427. Ich bin JHWH, dein Gott -
So beginnt der Dekalog, den ich hier nach Dtn 5,6-
In dem Artikel „Der Löwe und die Gazelle“ vom 19.4.2008 schreibt Uri Avnery , dass der Auszug eines ganzen Volkes aus Ägypten, wo sie versklavt waren, nie stattgefunden haben kann, da es kein einziges historisches Zeugnis darüber gibt. Dennoch sei der Auszug aus Ägypten das zentrale Bild, welches das jüdische Selbstverständnis konstituiert. (Siehe: www.lebenshaus-
Dieses Bild konstituiert auch das christliche Selbstverständnis, wenn man den Besuch Jesu in der Synagoge von Nazaret bedenkt, von dem das Lukasevangelium berichtet: „Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ (Lk 4,16-
Das Deuteronomium ist ein zentrales Kapitel der Heiligen Schrift Jesu, die auch zu unserer Heiligen Schrift gehört. Und JHWH, der Gott Jesu, den er seinen Vater nennt, ist auch unser Gott. Neben JHWH sollen wir keine anderen Götter haben. Ursprünglich gemeint sind Götter der Israel umgebenden Völker wie Baal und Moloch. Der Moloch ist in unserer Vorstellung eine unersättliche Macht, die alles verschlingt. Was wir meiden sollen, ist alles Dämonische.
Im Unterschied zu den Götterbildern der Religionen der Umwelt ist die JHWH-
Gott als Vater anzusprechen, hat im Christentum dazu geführt, in Bildern der Trinität Gott Vater als alten Mann mit grauem Bart darzustellen. Ich bleibe dabei, mir von Gott Vater kein Bild zu machen. Er ist unvorstellbar. Kein Bild trifft auf ihn zu. Ihn als Vater anzureden, was ich nicht tue, ist eine Brücke, um sich ihm als einem Du nähern zu können, das für uns da ist. Voll Vertrauen fühle ich auch so, dass er für uns da ist. Er ist JHWH, das heißt, er ist da, er ist für uns da. Er ist für sein Volk Israel da. Darüber hinaus ist er für alle Menschen da, die seine Liebe zulassen.
In tiefem Vertrauen sage ich mit Psalm 139: „JHWH, du hast mich erforscht und kennst mich. / Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. Du durchschaust meine Gedanken von fern. Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen. Du bist vertraut mit all meinen Wegen. Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge, siehe, JHWH, da hast du es schon völlig erkannt. Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, hast auf mich deine Hand gelegt. Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen. Wohin kann ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Angesicht fliehen? Wenn ich hinaufstiege zum Himmel -
Der Heilige Geist wird in Bildern der Trinität als eine Taube dargestellt. Das kommt vom Bericht über die Taufe Jesu in den drei synoptischen Evangelien. „Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.“ (Mk 1,10.)
Im griechischen Text steht „wie eine Taube“. „Wie eine Taube“, das kann nur die Art und Weise meinen, in der der Geist auf Jesus herabkam. Man sollte sich nicht vorstellen, dass der Geist als eine Taube herabkam. Darüber hinaus machen Günther Schwarz und Jörn Schwarz in ihrem Buch „Das Jesus-
Das Buch Genesis beginnt mit den folgenden beiden Versen: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ Im Anfang und immer ist Gottes Geist am Werk. Setzen wir uns seinem Wirken aus, wie Jesus es getan hat.
426. Covid-
Was? Wir sind in ein Zeitalter von Pandemien eingetreten? Die Schlüsselrollen haben das Agro-
Der in San Diego lebende Soziologe Mike Davis hat das bereits 2005 in seinem Buch „The Monster at Our Door“ vorausgesagt. Die neue, um Covid-
Mike Davis hat am 23.Dezember 2020 der digitalen Zeitschrift „Republik“ ein Interview zu diesem Thema gegeben, aus dem ich jetzt zitiere. Das gesamte Interview befindet sich auf www.republik.ch/2020/12/23/covid-
„Der ‚New Yorker‘ schrieb im April dieses Jahres, Sie hätten mit der Vogelgrippe eine Zombie-
Leider gibt es viele Monster, die vor unseren Türen lauern. Unter den bedrohlichsten ist tatsächlich die Vogelgrippe: Das sind Influenza-
Können Sie uns genauer erklären, wie das geht – vom für den Wildvogel harmlosen Virus zur tödlichen Gefahr für den Menschen?
Wilde Vögel sind das natürliche Reservoir für Influenzaviren. Die Viren sind für diese Vögel nicht gefährlich – genau so, wie das Coronavirus für die Fledermäuse auch nicht gefährlich ist. Die Viren leben in den Därmen dieser Vögel sowie im Wasser der kanadischen und sibirischen Seen, zu denen sie jeden Sommer zurückkehren. Nun migrieren die Wildvögel. Auch nach Südostasien, wo eines der genialsten landwirtschaftlichen Systeme der Welt erfunden wurde, ein sehr produktives System: Man pflanzt am selben Ort Reis, wo man auch Hühner oder Enten sowie Schweine aufzieht. Die Enten oder Hühner picken Insekten und Unkraut aus den Feldern, und die Wildvögel gesellen sich dort zu ihnen – und übertragen ihre Viren auf die Hausvögel. Und diese stecken dann die Schweine an.
Wie kommen sie vom Schwein zum Menschen?
Schweine haben sehr ähnliche Immunsysteme wie Menschen. Ein Schwein kann sich sowohl bei einem Menschen als auch bei einer Ente mit Influenza anstecken. Diese verschiedenen Influenzaviren können nicht nur punktuell mutieren, sondern gleich ganze Stücke ihres genetischen Materials miteinander austauschen innerhalb des Schweins. Am Ende haben Sie also einen Hybriden mit menschlichen Virenstämmen sowie mit Stämmen von wilden Vögeln, die für den Menschen tödlich sind. Und diese Hybride können von den Schweinen auf den Menschen überspringen. So entstand die Spanische Grippe 1918.
Sie folgerten in Ihrem Buch: Die industrialisierte Massentierhaltung wird uns in die Katastrophe führen. Warum? Bisher sprachen Sie von Wildvögeln und Hausschweinen.
Die industrielle Viehzucht verschärft jeden Teil dieser Interaktionen. An der Stelle einiger Hühner haben Sie nun Hunderttausende von Hühnern in Massenmästereien, welche die Kleinbauern in Südostasien systematisch verdrängt haben. Auch Schweine werden in krasser Konzentration gezüchtet, dort wie hier. Ein Beispiel aus meiner Umgebung: Ich kenne einen Betrieb in der Wüste von West-
Arbeiter, die in Schweineexkrementen ertrinken?
Die Fleisch-
[...]
Können wir noch einmal zurückkommen auf die Supermästereien, die Sekundentakt-
Die Massentierhaltung ist eine Teilchenbeschleunigerin. Mehr Körper auf weniger Raum bedeuten mehr Chancen für die Entstehung von Mutationen oder Hybridviren und für ihre Verbreitung, egal bei welchem Virus. Jetzt versuchen wir gerade, dieses Coronavirus in den Griff zu bekommen. Das heißt aber nicht, dass die anderen Monster nicht weiter vor unseren Türen lauern. Die bedrohlichsten sind, wie gesagt: die Vogelgrippeviren. Wir wissen heute, dass wir wohl nur eine einzige Mutation davon entfernt sind, dass einer der tödlichsten Stämme der Vogelgrippe pandemisch wird.“
[...]
Wenn wir aufhören, Fleisch und Fisch zu essen, oder wenn wir zumindest anfangen, viel bewusster oder lokaler zu konsumieren, verschwindet dann das Pandemieproblem?
Nein. Fast jede Epidemiologin würde wohl dem folgenden Satz zustimmen: Covid-
Soweit das Interview mit Mike Davis.
Nun erwähne ich noch ein anderes Buch, nämlich das Buch „Schöne Neue Welt 2030 – Vom Fall der Demokratie und dem Aufstieg einer totalitären Ordnung“. Die Buchbeschreibung lautet: „Die Corona-
Der Herausgeber Ullrich Mies hat in das Buch Beiträge von neunzehn Autoren aufgenommen, auch von ihm selbst. Ich freue mich schon darauf, das Buch zu lesen. In den Kundenrezensionen habe ich folgende Sätze gefunden:
„Hintergrund der Pandemie einfach und logisch erklärt. Lesen und sich seine Meinung bilden. Viele Punkte, die man vielleicht nicht bedacht hatte. Wie immer gilt: Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.“
„Das ist wohl leider die Wahrheit. Man kann nur raten, dieses Buch zu lesen. Es ist die pure Aufklärung. Aber bange machen gilt ja nicht. Wehe den Menschen dieses Landes und dieser Welt, wenn es Wirklichkeit wird, was hier mit großen Lettern an die Wand gemalt wird. Lest und handelt, sofern man versteht und akzeptiert, dass hier mindestens ‚ein Stückchen‘ Zukunftswahrheit vorgestellt wird. Vielleicht ist noch Zeit für eine wichtige Tat.“
Meine wichtige Tat ist das Gebet, dessen Kraft nicht zu unterschätzen ist.
Nun komme ich zu einem weiteren Buch, nämlich dem Buch „Immer-
Der Autor hat zu diesem Buch einen Artikel in der von Heini Staudinger herausgegebenen Zeitschrift „Brennstoff“ Nr.60 veröffentlicht. (Siehe www.brennstoff.com/ausgaben/.) Ich zitiere aus diesem Artikel.
„Immer mehr Menschen spüren, dass etwas nicht stimmt. Es dämmert uns, dass etwas gefährlich aus dem Lot geraten ist. Warum gibt es ein Nebeneinander von obszönem Reichtum und erschreckendster Armut und warum wird das sogar weitgehend als normal betrachtet? Warum gilt eine durch ökonomische Ungleichheit, Konkurrenz und soziale Hierarchie zerrissene Gesellschaft als Höhepunkt zivilisatorischer Entwicklung? Warum kann heute die Wirtschaft erfolgreich als moralfreie und von angeblichen ökonomischen Gesetzen beherrschte Sphäre dargestellt werden? Wie kommt es, dass die Wirtschaftswissenschaft als vernunftgeleitete Disziplin gilt, während gleichzeitig doch ihre grundlegenden theoretischen Annahmen und Empfehlungen die natürlichen Lebensgrundlagen systematisch bedrohen? Warum akzeptieren wir, dass junge Menschen an den Wirtschaftshochschulen alles über die Maximierung der Profite, die effiziente Ausbeutung von Arbeitskräften, die Manipulation von Konsumenten, den Verkauf von Nutzlosem oder die rücksichtslose Beseitigung von Mitbewerbern lernen, aber absolut nichts darüber, wie eine lebensdienliche Wirtschaft aussehen könnte?“
Alle von mir in diesem Baustein vorgestellten Bücher fordern ein radikales Umdenken, eine neue Form der Weltwirtschaft. Wir befinden uns in der Situation, die das Buch Exodus für den Pharao und seine Ratgeber beschreibt: Entweder wir nehmen das ernst und handeln danach, oder es kommt die nächste schreckliche Plage.
Schöne Neue Welt.
(Aldous Huxley, „Schöne Neue Welt: Ein Roman der Zukunft“.)
Feedback von Manfried Faber:
Deinen Baustein 426 habe ich mit Interesse gelesen.
In der Kritik der Zustände stimme ich mit den vielen Bemerkungen überein.
Wir sollten nur nicht in einen Zustand der Depression verfallen, da uns all das Negative sehr bedrückt. Wir sollten das wie ein Arzt sehen, der einen Patienten behandelt, ohne sich selbst seelisch zu engagieren. Die vielen Krankheiten seiner Patienten könnte er sonst nicht ertragen.
Wehren ja -
Wir Menschen stehen anscheinend in Gefahr, in kollektive Angst zu verfallen.
Im Mittelalter haben sich die Menschen vor der Hölle gefürchtet.
Eine Angst, die finanziell und zur Festigung von Hierarchien ausgenützt wurde.
Es gibt auch viel Positives in der Welt, an dem wir uns erfreuen sollten.
Meist finden wir das jedoch im Kleinen und Bescheidenen.
425. Die Kirche Jesu Christi -
Unlängst betete ich den trostreichen Rosenkranz. Beim zweiten Geheimnis „Jesus, der in seiner Kirche lebt und wirkt“ fragte ich mich: „‚Seine Kirche‘, was ist das?“
In der folgenden Nacht hatte ich einen Traum: von einer Kirche, in der Evangelisch und Römisch-
Nun, im wachen Zustand, nehme ich in das Traumerlebnis die orthodoxen Kirchen mit hinein. Diese Einheit zu leben ist unsere Aufgabe, unabhängig davon, was die Leiter all dieser Teilkirchen sagen, die aus der Verstrickung in die Fehlentscheidungen der Vergangenheit nicht herausfinden.
Eine analoge Einheit zu leben wäre in der Politik dringend erforderlich. Derzeit ist es so, dass in demokratischen Systemen die Logik der einzelnen Parteien bestimmt, was durchgeführt wird, zusammen mit der Logik der verschiedenen Lobbys. Dabei arbeiten die Parteien und Lobbys nicht miteinander, sondern gegeneinander. Das Finden von Entscheidungen im freien Spiel der Kräfte kommt kaum zustande. Eine erwähnenswerte Ausnahme war in Österreich die Expertenregierung unter Brigitte Bierlein, die von 3. Juni 2019 bis 31. September 2019 über die Parteienmentalität hinausreichende Entscheidungen treffen konnte. Allerdings musste sich die Regierung unter Sebastian Kurz, die seit 8. Jänner 2020 im Amt war, nicht an die Parlamentsbeschlüsse aus der Bierlein-
In der Schweizer Konkordanzdemokratie ist das freie Spiel der Kräfte nicht wirklich gegeben.
424. Sat-
Ich bin gerade dabei, das Buch „Die Hochzeit von Ost und West – Hoffnung für die Menschheit“ von Bede Griffiths zu lesen. Bede Griffiths (1906 – 1993) war ein Benediktinermönch, der seit 1955 in Indien lebte und 1968 den Sat-
„Bede Griffiths glaubte nicht an einen Monotheismus, sondern fühlte sich in der Trinität, der Drei-
In dem oben erwähnten Buch schreibt Bede Griffiths in dem Kapitel „Die Entdeckung Indiens“: „Die letzte Wirklichkeit wird in der Tiefe der Seele erfahren, in der Substanz oder dem Zentrum ihres Bewusstseins, als ihr eigener Grund oder Quell, als ihr wahres Sein oder Selbst (Atman). Diese Gotteserfahrung wird in dem Wort Sat-
Sat-
Foto des Matrimandir von Vivek Chugh / FreeImages
„Für Sri Aurobindo ist Sat-
Ich fühlte mich vor einem halben Jahrhundert unfähig, Schriften von Sri Aurobindo zu lesen. Sie kamen mir sehr abstrakt vor. Das Buch „Sri Aurobindo oder Das Abenteuer des Bewusstseins“ von Satprem, der es unter der Leitung von Mira Alfassa verfasst hatte, war damals für mich von großer Bedeutung.
Wie können wir Sat-
„Heute beim Morgenspaziergang oberhalb von Rütte: Ich bin alle Herrlichkeit des Himmels und der Erde.
Niemals vergessen.“
Dieser Notiz habe ich die folgende Anmerkung hinzugefügt:
„Das oben Gesagte betrifft mich nicht in Abgrenzung von anderen. Was ich bin, bist du.“
423. Christentum und Islam -
Im Oktober 2005 verbrachte ich ein paar Tage in Taizé und nahm dort an einem Treffen mit einem Bruder teil, der viele Jahre in Bangladesch verbracht hatte. Er stellte die Frage: „Wieso hat Gott es zugelassen, dass auch noch der Islam entstanden ist?“ Er und niemand in der Runde wusste eine Antwort.
Ich bin gerade dabei, das Buch „Der Jesus-
Nach Peter de Rosa schrieb der oströmische Kaiser Justinian in seinem großen zivilrechtlichen Kodex: „Wir wissen, dass nichts Gott so gefällig ist wie die Einmütigkeit im Glauben aller Christen in der Sache des wahren, makellosen Glaubens.“
Peter de Rosa fährt fort: „Zum Beweis ließ er allein in Kleinasien 70.000 Menschen zwangstaufen und zwang alle Christen, die Dogmen des Konzils von Chalkedon anzunehmen. Prokopius schreibt in seiner Geheimen Geschichte über Justinian: ‚Er schien ein überzeugter Christusgläubiger zu sein, doch dies bedeutete den Untergang für seine Untertanen. [...] Er steckte hinter einer unkalkulierbaren Zahl von Morden. Da es sein Ehrgeiz war, alle in eine einzige Form christlichen Glaubens zu zwängen, vernichtete er skrupellos jeden, der sich nicht anpasste, und dabei hielt er den Anschein der Frömmigkeit aufrecht. Denn er betrachtete es nicht als Mord, solange diejenigen, die starben, zufällig nicht seine Überzeugungen teilten.‘“
Peter de Rosa meint dazu: „Die schrecklichen Verfolgungen durch eine einst verfolgte Kirche machten die Kirche verhasst. Sie garantierten, dass viele Christen ein Jahrhundert später den Islam mit offenen Armen aufnahmen.“
Brüder aus Taizé leben seit 1974 in Bangladesch, seit 1987 in der Stadt Mymensingh. Die Brüder „versuchen, Versöhnung zwischen Christen verschiedener Konfessionen, Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen und Anhängern verschiedener Religionen zu säen. Sie stehen in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Gruppen, und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten gehen bei ihnen ein und aus: Schüler und Studenten, Koranschüler, arme Frauen, Straßenkinder, Christen aller Konfessionen des Landes, Hindus, Muslime und Agnostiker.“ (Nach der Website der Communauté von Taizé.)
Sie können die Geschichte der Kirche nicht rückgängig machen, aber sie können zu dem Bewusstsein beitragen, dass nur durch ein Zusammentreffen von Menschen verschiedener Richtungen in einer liebevollen Atmosphäre Heilung geschehen kann.
422. Lass los von deinen Ängsten -
In meiner täglichen Gebetszeit singe ich gegen Ende das Lied „Trachte nach meinem Wesen“, das in der Zeit der charismatischen Gemeindeerneuerung in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts entstanden ist. In der ersten Strophe spricht mich Christus an, in der zweiten Strophe antworte ich darauf. Die erste Strophe enthält den Satz „Lass los von deinen Ängsten und erfahre erst mein Tun“, die zweite Strophe antwortet darauf mit „Ich gebe dir meine Ängste und bin offen für dein Tun“.
Auf der Website patienten-
Die Website neurologen-
„Ich denke 80 Prozent des Tages über meine Ängste nach.
Ich werde durch die Ängste in meiner Lebensqualität erheblich eingeschränkt.
Meine Bewegungsfreiheit ist wegen meiner Ängste erheblich eingeschränkt.
Wegen meiner Ängste werde ich immer depressiver.
Wegen meiner Ängste habe ich schon Selbstmordgedanken gehabt.
Ich bekämpfe meine Ängste mit Alkohol, Beruhigungstabletten oder Drogen.
Wegen meiner Ängste ist meine Partnerschaft ernsthaft in Gefahr.
Wegen meiner Ängste habe ich Probleme im Beruf bzw. bin ich arbeitslos.“
Welche Art von Angst entsteht durch die Corona-
Mit welcher Art von Gefahr sehen sich die Menschen konfrontiert?
Angst vor dem Virus
Angst vor der Impfung
Angst wegen der wirtschaftlichen Entwicklung
Angst, weil man selbst wirtschaftlich ruiniert ist oder die Arbeit verloren hat
Angst wegen der Einschränkung der Grundrechte
Wir sind in einer Situation, in der es nicht so weitergehen kann wie bisher. Eine grundlegende Erneuerung der Politik ist notwendig, weg vom neokolonialistischen, neoliberalen Denken, von der Anhäufung von Macht und Besitz, von der Steigerung der Militärausgaben. Dafür sehe ich aber kein Anzeichen. Nicht einmal der Handel mit Derivaten wird verboten. Das Schuldenmachen hat Ausmaße angenommen, die zur Bildung von gewaltigen Blasen geführt haben.
Der Gründer und Geschäftsführer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, schreibt in seinem Buch „Covid-
Das führt zu der Frage, wie lang die Pandemie dauern wird. Die Lockdowns werden nicht die Lösung sein. Die Impfung wird nicht die Lösung sein. Die Regierungen wenden die Inzidenzzahlen an, die auf nicht unproblematische Weise ermittelt werden. Es wird immer wieder Mutanten des Corona-
Wie können die Menschen in dieser Situation die Angst vor der Zukunft verhindern? Meine täglichen Gebetszeiten umfassen Rosenkranz und freie Gebete und nehmen 1 -
421. Ecce Homo -
Vor dem Bild der zur Anbetung ausgestellten Monstranz, das auf der linken Seite zu sehen ist, singe ich gern das Lied mit folgendem Text:
„Im Anschauen Deines Bildes, im Anschauen Deines Bildes, da werden wir verwandelt, da werden wir verwandelt, da werden wir verwandelt in Dein Bild.“
Dieser Text wird zweimal gesungen und danach ein dreimaliges „Amen“.
Immer wieder frage ich mich, was der Text bedeutet.
Die Hostie, die den Leib des Herrn nicht nur darstellt, sondern die der Leib des Herrn ist, zeigt mir dennoch nicht den Leib des lebendigen Jesus Christus, sondern ein Bild von ihm. Wenn ich ihn nun in dieser Form anschaue, anbete, werde ich nicht in ihn verwandelt, sondern in ein Bild von ihm.
Wenn diese Verwandlung wirklich geschieht, dann strahle ich die Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus in die Welt hinein aus.
Seine Anwesenheit in der konsekrierten Hostie ist die Anwesenheit eines, der sein Leben hingegeben hat, der gekreuzigt wurde, weil er die reine Wahrheit ausgesprochen, verkörpert und gelebt hat, in einer Art und Weise, von der uns die Evangelien berichten.
Im 19. Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir, dass die Soldaten den gegeißelten Jesus als König der Juden verhöhnten, indem sie ihm einen purpurroten Mantel umlegten und einen Kranz aus Dornen auf das Haupt setzten. Pilatus brachte den blutenden Jesus hinaus zur Menge und sagte: „Seht euch den Menschen an.“
Und nun sehe ich ihn mir an, in der Darstellung von Tizian, gefesselt und mit einem Rohrstock statt eines Zepters.
Hinter seinen Kopf hat Tizian das Leuchten gemalt, das von Jesus auf dem Berg der Verklärung ausgegangen ist und das von der Hostie auf dem Bild der zur Anbetung ausgestellten Monstranz ausgeht, das ich oben wiedergegeben habe.
Wer Jesus nachfolgt, ob er sich nun zu ihm bekennt oder nicht, und wer das in der Öffentlichkeit bekennt und erfahrbar macht, wird angegriffen, verleumdet und in manchen Fällen auch verfolgt. Für den Schutz, den die Muttergottes für uns bereithält, können wir dabei dankbar sein.
420. Der wiederkommen wird in Herrlichkeit -
Das dritte Geheimnis des trostreichen Rosenkranzes lautet: „Der wiederkommen wird in Herrlichkeit.“ Die Wiederkunft Christi erwarten wir am Ende der Zeit. Wann das sein wird, wissen wir nicht. „Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“ (Mk 13,32.)
Im Lukasevangelium schildert Jesus die kosmischen Zeichen der Endzeit wie folgt: „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21,25-
Am Ende der Zeit wird es keinen auf der Erde lebenden Menschen geben; es wird auch keine Erde geben.
Ich zitiere nun einen Abschnitt aus dem Unterkapitel „Die Erde wird einmal unbewohnbar“ meines Buches „Vom Tod zum Leben“.
Die Erde hat als Planet eine endliche Lebensdauer. Eine viel kürzere Dauer haben die Bedingungen, unter denen höhere Lebensformen auf der Erde bestehen können. Und in noch kürzerer Zeit könnten Bedingungen eintreten, die das Leben der Menschen auf der Erde zwar nicht unmöglich machen, aber einschneidend verändern.
Dazu ein Beispiel: „Die Zerstörung von Ökosystemen wie die der Korallenriffe, die in Jahrtausenden gewaltige Kalkstrukturen erzeugt haben, kann dramatische Folgen für die dann ungeschützten Küsten und ihre Bewohner haben sowie die Erosion als Folge des Seespiegelanstiegs zusätzlich verstärken. Wenn aber der Klimawandel im heutigen Ausmaß weitergeht, könnten selbstverstärkende Prozesse, wie etwa die Freisetzung des stark wirksamen Treibhausgases Methan aus Permafrostböden und unterseeischen Methaneislagern, zu radikalen Änderungen der Lebensbedingungen auf der Erde führen. Die Welt wird dies überleben, aber auch wir Menschen?“ (Aus: Jörg Ott, „Das Mittelmeer im (Klima-
Nun aber noch ein Ausblick in die spätere Zukunft. Die Sonne wird pro 100 Millionen Jahre um ein Prozent leuchtkräftiger. In einer Milliarde Jahren wird sie entsprechend um zehn Prozent heller sein als heute. Dann heizt sie die Erde allmählich so stark auf, dass die Ozeane verdampfen und durch den Wasserdampf in der Luft ein überschießender Treibhauseffekt einsetzt. Nach weiteren 200 Millionen Jahren liegt die Oberflächentemperatur der Erde bei 60 bis 70 Grad Celsius, die letzten höheren Lebensformen sterben spätestens jetzt aus. Im Laufe der folgenden Jahrhundertmillionen steigt die Temperatur unseres Planeten auf etwa 1000 Grad an. Die letzten Mikroorganismen gehen zugrunde. In etwa sieben Milliarden Jahren, wenn sich ihre Vorräte an Kernbrennstoff dem Ende zuneigen, wird die Sonne zu einem Roten Riesen. Dabei zieht sich der Kern zusammen, die Gashülle expandiert aber, und zwar so weit, dass sie über die Bahnen der inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars hinausreicht. In 7,59 Milliarden Jahren wird die Erde in der Sonne verdampfen. (Nach: Michael Odenwald, „Welches Ende wird der Erde beschieden sein?“, Focus-
Soweit das Zitat aus meinem Buch.
In meinem Baustein 419. Und Corona habe ich auf James Lovelock und auf sein Buch „Das Gaia-
Bei der Wiederkunft Christi wird es also keinen auf der Erde lebenden Menschen geben; es wird auch keine Erde geben.
Die „Offenbarung Jesu Christi“, wie das letzte Buch der Bibel sich selbst nennt, spricht an mehreren Stellen vom Alpha und vom Omega. „Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (Offb 22,12-
„Das Alpha und das Omega sind der erste und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Dieser Ausdruck wird sowohl für Gott den Vater als auch für Gott den Sohn benutzt. Gott in Christus schließt alles mit ein, was zwischen dem Alpha und dem Omega liegt, er ist der Erste und der Letzte und auch der Anfänger und der Vollender. Dieser Begriff bringt Gottes Fülle, sein alles umfassendes Wesen sowie seine Allmacht und Souveränität zum Ausdruck. Er ist der Ursprung und die Quelle aller Dinge und er wird alles dem von ihm bestimmten Ende zuführen.“ (Beschreibung der Offenbarung auf der Website www.jesus.ch.)
Die Wiederkunft Christi sehen wir heute nicht mit dem antiken, sondern mit unserem Weltbild, das die Entwicklung der Naturwissenschaften mit einschließt.
Pierre Teilhard de Chardin spricht von seiner Erfahrung des kosmischen Christus. Und Leonardo Boff hat diese Erfahrung in seinem Weltbild aufgenommen und weiterentwickelt.
„Im Kontext ökologischer und spiritueller Krise sowie des postrnodernen Pantheismus entwirft 1988 der kalifornische Dominikaner Matthew Fox eine mystisch-
„Christus, gestern und heute
Anfang und Ende
Alpha und Omega
Sein ist die Zeit und die Ewigkeit
Sein ist die Macht und die Herrlichkeit
in alle Ewigkeit (Ritus der Osternacht, Osterkerze)“ (Aus demselben Artikel.)
Fast täglich kommt in meinem Gebet der folgende, an Jesus Christus gerichtete Satz vor: „Mach uns alle zu Mithelfern bei deinem Werk der Vollendung der Schöpfung.“ Das ist unsere Hoffnung. Denn es geht um unser Hier und Jetzt.
419. Und Corona -
Der Baustein hat den Titel „Und Corona“. Was gehört vor das „Und“?
Ich beginne mit „Jesus Christus und Corona“ und Zitaten der Sächsischen Bekenntnis-
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,28-
„Jesus will der Ruhepol unseres Lebens sein. [...] Bei Jesus kommen wir zur Ruhe. Deshalb dürfen und sollen wir zu ihm kommen.“
„Was heißt es, die Ruhe Jesu Christi zu erleben in Corona-
„Ich habe die Ruhe und Weisheit von Jesus, selbst die Fakten zu beschaffen und zu prüfen, die mir helfen, mir ein eigenes Urteil zu bilden. Ich glaube an Jesus, nicht an die Tagesschau oder an Virologen.“
„Gelassen kann ich mich dem Vorwurf aussetzen, ein Verschwörungstheoretiker zu sein. Denn das stimmt nicht. Verschwörungstheorien beruhen auf Misstrauen. Meine Skepsis beruht stattdessen auf dem Vertrauen in Jesus Christus und die Klarheit, die mir der Heilige Geist gibt, sodass ich den Themen selbst auf den Grund gehen kann.“
„Jesus ist der Ruhepol unseres Lebens. Ihn sollen wir bezeugen. Wir sollen bemüht sein, nur durch unser Zeugnis von Jesus Christus Anstoß zu erregen bei den Menschen. Aber nicht dadurch, dass wir zum Thema Corona unverrückbare Positionen vertreten.“
Nun komme ich zu „Krieg gegen Mikroben und Corona“.
Zach Bush MD ist ein auf innere Medizin, Endokrinologie und Hospizpflege spezialisierter Arzt. Er ist ein international anerkannter Pädagoge und Vordenker im Bereich Mikrobiom in Bezug auf Gesundheit, Krankheit und Nahrungsmittelsysteme.
Bevor ich von seiner Website (in Übersetzung) zitiere, müssen die Begriffe „Mikrobiom“ und „Virom“ erklärt werden.
Ein Mikrobiom ist die Gemeinschaft aller Mikroorganismen, die in einer bestimmten Umgebung zusammenleben, z.B. im Körper von Menschen, Tieren, Pflanzen und im Erdboden. Mikroorganismen (Mikroben) sind einzellige lebende Organismen. Beispiele für Mikroorganismen sind Pilze, Bakterien, Archaeen und Protozoen.
Viren sind nicht Teil des Mikrobioms. Sie leben nicht, sie sind nur genetische Informationen, die in ein Protein eingewickelt sind.
Ein Virom ist die Ansammlung von Viren, die mit einem bestimmten Ökosystem, Organismus oder Holobionten assoziiert sind.
Nun zur Website von Dr. Zach Bush (https://zachbushmd.com/).
„Die letzten 30 Jahre der Mikrobiomforschung erfordern eine radikale Veränderung unseres Modells der menschlichen Gesundheit.“
„Seit Jahrhunderten führt die westliche Medizin Krieg gegen Mikroben. Ironischerweise rettet uns dieser Krieg nicht. Er bringt uns um. Warum? Wir sind nicht gegen die Natur. Wir sind das Ergebnis der Natur. Unser Überleben erfordert jetzt, dass wir diese Realität annehmen -
„In den letzten drei Jahrzehnten hat die Menschheit eine katastrophale Zunahme von chronischen Krankheiten bei Kindern, Unfruchtbarkeit und Stoffwechselkollaps bei jungen Erwachsenen erfahren. Darüber hinaus beobachten wir jetzt den Anstieg von epidemischen neurodegenerativen und Krebserkrankungen bei Erwachsenen. Der Verlauf dieser Krankheitskurven sagt den Zusammenbruch der menschlichen Bevölkerung und die Wahrscheinlichkeit unseres eigenen Aussterbens innerhalb des Jahrhunderts voraus. Schlimmer noch, die Mikrobiomforschung in unseren planetaren Boden-
„Aber es gibt Hoffnung. Wir können unseren Kurs korrigieren. Wir können unsere Kriegstaktik gegen die Keime beenden.“
„Das Mikrobiom und der beachtenswerte Kommunikationsweg des Viroms müssen als unser Heil und nicht als unser Feind verstanden werden. Wenn wir schnell die Richtung ändern, können wir ko-
Abschließend komme ich zu „Das Gaia-
Ich zitiere aus diesem Buch.
„In den letzten Jahren wurde es den Kirchen immer deutlicher bewusst, dass sie ihre Einstellung zur Umwelt, die in biblischen Zeiten angebracht gewesen sein mag, in einer fünf Milliarden Jahre alten Welt nicht mehr länger aufrechterhalten können. Die Erde einfach als Geschenk Gottes zum Nutzen der Menschen anzusehen, reicht nicht aus. Auch die Vorstellung, dass unsere Verantwortlichkeit gegenüber der Erde der Aufgabe eines Verwalters entspräche, öffnet dem Missbrauch Tür und Tor. Wir selbst, unsere Felder und Weiden belegen heute schon so viele verfügbare Flächen der Erde mit Beschlag, dass sich Theologen bereits zu fragen beginnen, ob wir als Verwalter das Recht dazu haben, den ganzen Planeten in einen besseren Schweinestall zu verwandeln. [...] Bei Gaia sind wir Teil und Teilhaber eines demokratischen Gefüges, dessen Gesetze allerdings auch festlegen, dass Arten, die ihrer Umgebung schaden, durch natürliche Selektion aus der Gemeinschaft entfernt werden. Wenn es uns wirklich um die Menschheit geht, dann müssen wir auch die anderen Organismen respektieren. Wenn wir aber nur an uns Menschen denken und das natürliche Leben auf der Erde unbeachtet lassen, dann haben wir damit den Grundstein für unsere eigene Zerstörung gelegt und für die Zerstörung einer Welt, in der wir leben können.“ (A.a.O., S.12/13.)
„Gaia ist in meinen Augen weder die gütige, alles verzeihende Mutter noch eine zarte, zerbrechliche Jungfrau, die einer brutalen Menschheit hilflos ausgeliefert ist. Vielmehr ist sie streng und hart. Denen, die die Regeln einhalten, verschafft sie eine stets warme, angenehme Welt; unbarmherzig aber vernichtet sie jene, die zu weit gehen. Ihr unbewusstes Ziel ist ein Planet, der für das Leben bereit ist. Stehen die Menschen diesem Ziel im Weg, werden sie mit der gleichen Mitleidlosigkeit eliminiert, mit der das Elektronengehirn einer atomaren Interkontinentalrakete sein Ziel ansteuert.“ (A.a.O., S.272.)
Und Jesus Christus? Der Manichäismus spricht von dem wie am Kreuz so im Kosmos leidenden Jesus (Jesus patibilis). Er repräsentiert die Summe des Lichts, das in der Materie gefangen ist. Im ganzen Kosmos trägt er das Lichtkreuz. Wenn wir diesen Gedanken aufnehmen, so leidet Jesus Christus mit allen Verbrechen der Menschheit mit, auch mit allen ihren Verbrechen gegen die Natur. Nach dieser Anschauung hat die Menschheit den Auftrag, das Böse durch Liebe zu überwinden. Das geht über ein passives Mitleiden weit hinaus. In der Corona-
Und Corona? Corona ist eine Aufforderung, eine Warnung, die nicht überhört werden darf. Wenn ich die Mainstream-
Bis es zu spät sein wird?
418. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei -
In diesem Baustein gehe ich der Frage nach, wie die Eucharistie ohne Priester gefeiert werden kann. Zunächst folge ich einem im Jahr 2012 verfassten Artikel des Theologen Siegfried George mit dem Titel „Messe ohne Priester“.
Zum Verständnis von christlicher Liturgie schauen wir auf das Urchristentum. „In der Apostelgeschichte 2,46 wird berichtet: ‚Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens.‘ Da es in der damaligen Zeit keine christlichen Kirchen gab, trafen sich die Glaubenden zur Feier des Abendmahls in ihren Häusern. Man kann sagen: Aus Häusern wurden Hauskirchen.“
„Erfreulicherweise nimmt die Empörung über die Verweigerung von Reformen durch die Bischöfe unter den Gläubigen zu. So äußerten kürzlich zwei Nonnen, die weit über 50 Jahre in Lehre und Mission ihres Ordens tätig waren, den Wunsch, wie in der Urkirche in Hauskirchen Eucharistie zu feiern, und zwar ohne Priester. Dazu gehörte – ihrer Meinung nach – auch die Ordination von Frauen, wie sie in der Apostelgeschichte (16,14-
Wer hat in der Urkirche die Eucharistiefeiern geleitet? „Nirgendwo im Neuen Testament ist erkennbar, dass der Vorsitz bei der Eucharistiefeier bestimmten Amtsträgern vorbehalten ist (Handbuch der Dogmatik II, Patmos Verlag 2000, S. 348). In ähnlicher Weise schreibt der holländische Theologe Edward Schillebeeckx: Nirgendwo wird im Neuen Testament das kirchliche Amt mit dem Vorsitz bei der Eucharistie in einen ausdrücklichen Zusammenhang gebracht. Das heißt allerdings nicht, dass jeder Gläubige so ohne weiteres der Eucharistie vorstehen könnte. In den Hausgemeinden in Korinth waren es die Gastgeber, die die Eucharistiefeier in ihrem Haus leiteten, sie waren dann aber auch die Vorsteher dieser Hausgemeinden (Concilium Heft 3, 1980, S. 212).“
„Schon zu Lebzeiten der Apostel bildeten sich in den christlichen Gemeinden institutionelle Strukturen. Judenchristliche Gemeinden haben nach dem Vorbild der Synagogengemeinde ein Kollegium von ‚Ältesten‘ (presbyteroi) als Leitungsgremien. Im hellenistischen Bereich wird aus der profanen Stadtverwaltung das Amt des ‚Aufsehers‘ (episkopos) übernommen. Daneben ist von Diakonen die Rede. Für die heutige Diskussion ist von Bedeutung, dass in den verschiedenen Diensten auch Frauen zu finden sind.“
„Trotzdem gibt es bereits in der alten Kirche einen Beleg dafür, dass in Notfällen auch ein Laie der Feier der Eucharistie vorstehen darf. Tertullian schreibt, dass es unter normalen Umständen dem Gemeindeleiter, für ihn konkret dem Bischof mit seinem presbyterialen Rat, zusteht, der Eucharistie vorzustehen. Doch schreibt er: ‚Wenn aber kein Kollegium bestellter (zugeordneter) Diener da ist, dann musst Du, der Laie, die Eucharistie feiern und taufen, dann bist du dein eigener Priester, denn wo zwei oder drei zusammen sind, ist auch die Kirche da, auch wenn diese drei Laien sind. (Schillebeeckx a.a.O. S. 213).“
Im Weiteren folge ich dem Vortrag „Priesterlose Eucharistiefeier?“, den der Theologe Franz Nikolasch im Jahr 2012 beim Forum XXIII in St. Pölten gehalten hat.
Nach dem Kirchenrecht (can. 900 § 1 des CIC) vermag nur der gültig geweihte Priester in der Person Christi das Sakrament der Eucharistie zu vollziehen. Die gängige Auffassung ist, „nur der geweihte Priester besitze die ‚Konsekrationsgewalt‘, kraft der er allein Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi verwandeln könne.“
„In der Regel wird eine Gemeinde durch einen für diesen Dienst ordinierten Vorsteher geleitet und dementsprechend steht auch ihre Eucharistiefeier unter der Leitung eines ordinierten Vorstehers. Die Existenz einer Gemeinde hängt aber nicht vom Vorhandensein eines ordinierten Amtsträgers ab.“
Das Priesterverständnis des Neuen Testaments: „Unserem deutschen Wort ‚Priester‘ entsprechen im Neuen Testament zwei total verschiedene Begriffe, zum einen der Begriff ‚presbyteros‘ im Sinne von ‚Ältester‘ als Mitglied eines Leitungsgremiums der christlichen Gemeinde, die wiederum diesen Begriff aus dem Judentum übernommen hat. Andererseits entspricht das Wort ‚Priester‘ dem Begriff ‚hiereus‘ im Sinne eines ‚Kultpriesters‘, eines Mittlers zwischen einer Gottheit und deren Gläubigen. So wird der Begriff ‚hiereus‘ im Neuen Testament für einen heidnischen Kultpriester verwendet, wie den Priester des Zeus [...], dann aber für die atl. Priester, die den Jahwe-
„Unter Bezugnahme auf dieses Verständnis wird in mehreren Kapiteln des Hebräerbriefes Jesus Christus als der einzige Priester des Neuen Bundes bezeichnet, für den nicht nur Melchisedech, der ‚Priester des höchsten Gottes‘ (Gen. 14,18), sondern vor allem die Priester und Hohenpriester des Volkes Israel Vorbilder waren. Von Kap. 4,14 bis Kap. 10,18 handelt dieser Brief von Jesus Christus als dem wahren und endgültigen Hohenpriester des Neuen Bundes und dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen.“
„An diesem Priestertum Jesu Christi haben alle, die durch ihn erlöst wurden, Anteil. Von ihnen sagt der 1. Petrusbrief: ‚Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen‘ (2,5) und ‚Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde‘ (2,9). Der Verfasser verwendet für ‚Priesterschaft‘ das Wort ‚hierateuma‘, um damit die Teilhabe am Priestertum Jesu Christi, des einzigen ‚hiereus‘ bzw. ‚archiereus‘ des Neuen Bundes auszudrücken, eine Teilhabe, die eben allen Erlösten zukommt.“
„Beim Pessachmahl, in dessen Rahmen ja nach den Synoptikern die Deuteworte des Herrn über Brot und Wein stehen, bewirkt das Gedächtnis der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten die Gegenwärtigung dieses Geschehens für die feiernde Gemeinde. [...] Im semitischen Denken ist ‚Gedächtnis‘ nie nur Erinnerung an längst vergangene Ereignisse, sondern bedeutet immer deren Gegenwärtigung.“
„Wenn Jesus beim Abendmahl den Seinen aufträgt: ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis‘, so zeigen diese Worte an, dass nunmehr an die Stelle des Gedächtnisses der Befreiung aus Ägypten durch das Essen des Pessachlammes das Gedächtnis der durch Jesus Christus gewirkten endgültigen Erlösung aus der Macht des Bösen durch das Essen des wahren Pessachlammes Jesus Christus getreten ist: ‚Nehmt und esst alle davon, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; nehmt und trinkt alle daraus, das ist der Kelch meines Blutes, das für euch vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis‘. Da durch die Wir-
Im dritten Teil dieses Bausteins gebe ich meine eigenen Überlegungen zum Thema wieder.
Das Kirchenrecht bindet die Leitung der Eucharistie an den Priester; eine Ausnahme in Notfällen ist nicht vorgesehen. Das betrifft Gemeinden im Amazonasgebiet, zu denen nur selten ein Priester kommen kann. Das betrifft aber bei Seuchen auch Situationen des Lockdown, die den Besuch von Gottesdiensten unmöglich machen, und Risiken der Ansteckung in Gottesdiensten, die nur mit Abstand und Maske gefeiert werden können.
Diese Gegebenheiten machen es sinnvoll, auch wieder in Hauskirchen Eucharistie zu feiern. Wenn kein Priester dabei ist, dann liegt die Leitung der Eucharistiefeier bei den Gastgebern. Sich alternative Mahlfeiern auszudenken, um nicht gegen das Kirchenrecht zu handeln und um keine Exkommunikation zu riskieren, entspricht nicht der vollen Hingabe an Jesus Christus.
In einer solchen Eucharistiefeier feiern wir nicht das Sakrament der römisch-
In der Emmauserzählung (Lk 24,13-
Nicht ein Zelebrant, sondern Jesus selbst ist der Gastgeber.
Als Jesus am Kreuz starb, riss der Vorhang im Tempel mitten entzwei. (Lk 23,45. Ebenso bei Markus und Matthäus.) Zur Stelle bei Lukas kommentiert Wilfried Eisele wie folgt: „Die beiden Vorhänge, die im Jerusalemer Tempel am Eingang zum Gotteshaus und am Eingang zum darin befindlichen Allerheiligsten hingen, stellten dem jüdischen Historiker Flavius Josephus zufolge das Weltall nach Farben und Formen symbolisch dar. Wie die Schöpfung mit dem Bau des Heiligtums zur Vollendung gekommen ist, so bringt der Tod Jesu diese kosmisch-
Dass beim Tod Jesu der Vorhang zerriss, ist ein Zeichen dafür, dass durch seinen Tod der freie Zugang zu Gott ermöglicht worden ist. In Mt 15,6 wirft Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten vor, das Wort Gottes um ihrer Überlieferung willen außer Kraft gesetzt zu haben. Und in unserer Zeit kann man der römisch-
Die Antwort kann nur sein: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29.)
Fast täglich singe ich das Lied „Trachte nach meinem Wesen“. In der ersten Strophe spricht Jesus zum Menschen. In der zweiten Strophe antwortet der Mensch. Die zweite Strophe endet mit dem Satz: „Sei du allein mein Herr.“
Ja, so soll es sein.
417. Messianische Juden -
Unter dem Begriff „Messianische Juden“ fasse ich (vereinfachend!) alle messianisch-
Messianische Juden feiern die jüdischen Jahresfeste wie Pessach (Feier zur Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten), Schawuot (Wochenfest, zeitnah zu Pfingsten) oder Sukkot (Laubhüttenfest im Herbst). Auch andere jüdische Feste wie Rosch haSchana, Sukkot, Jom Kippur, Chanukka und Purim werden gefeiert. Dabei erhalten alle Feste, besonders sichtbar das Pessach, eine messianisch-
Martin Steiner hat in seiner Diplomarbeit „Messianische Juden und Hebräisch sprechende Katholiken“ an der Universität Wien vier Jerusalemer Gemeinden untersucht, darunter die von einer christlichen Kirche unabhängige synagogal-
Ich bringe nun einige Zitate von der Website Roeh Israels (netivyah.org) in deutscher Übersetzung. Jeschua ist der hebräische Name von Jesus.
„Roeh Israel ist eine messianisch-
„Ein Großteil der jüdischen Tradition und der Halacha wird eingehalten, sofern sie nicht dem geschriebenen Wort Gottes widerspricht, wie es in seinem ursprünglichen Kontext verstanden wird.“
„Der Shabbatgottesdienst der Gemeinde besteht ausschließlich aus den Shabbat-
„Netivyah ist unser Dienst für Bibelunterricht. Netivyah bedeutet auf Hebräisch ‚der Weg des Herrn‘. ‚Der Weg‘ war einer der Namen, unter denen die frühe Gemeinschaft der Gläubigen im Brit Chadasha (Neuen Testament) bekannt war. Paulus sagt: ‚Dem Weg entsprechend, den sie eine Sekte nennen, diene ich dem Gott meiner Väter. Ich glaube an alles, was im Gesetz und in den Propheten steht.‘ (Apg 24,14). Als Anhänger des ‚Weges‘ glauben wir an den Gott Israels, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Wir versuchen, dem Gesetz Gottes (der Tora) und dem Rest der Schrift -
„Netivyah ist im 21. Jahrhundert ein Erbe dieser Gemeinschaft des ersten Jahrhunderts. Ihre Hauptziele sind es, die Gläubigen dazu auszurüsten, den Juden die gute Nachricht vom Messias zu überbringen und den messianisch-
Da viele messianische Juden missionarisch aktiv sind und den Glauben an Jesus an Juden weitergeben wollen, wird ihnen von Seiten des Judentums äußerst reserviert und kritisch begegnet.
Die Website haGalil.com (Jüdisches Leben online) ist ein deutsch-
„Das Hauptanliegen der messianischen Bewegung besteht darin, die Unterschiede zwischen Judentum und Christentum zu verwischen -
„Diese Bewegung basiert auf Ignoranz, weil sie sowohl Judentum als auch Christentum missdeutet, missversteht und entstellt. Das Judentum wird verdreht, weil historisch, theologisch, halachisch und auch praktisch ein Jude, der sich als Anhänger Jesu bezeichnet, sofort aufhört, ein Jude zu sein. (‚Halachisch‘ heißt ‚nach dem jüdischen Religionsgesetz‘).“
„Vor 2000 Jahren bereits misslang der Versuch, die Juden zum Verzicht auf das Judentum zu bewegen, indem man so tat, als wäre es möglich, Christ und Jude zugleich zu sein, an Jesus zu glauben und zugleich zu beten ‚Schma Israel Adoschem Eloheinu Adoschem Echad‘. Und dieser Versuch wird auch heute scheitern, beide Ideen sind nicht zu vereinen.“
„Wenn Ihr den Weg von ‚Juden für Jesus‘ geht, verratet Ihr Eure jüdische Familie, das jüdische Volk und unseren ewigen Glauben an den Einen und Einzigen G’tt, der unveränderlich ist und uns die Tora und seinen liebenden Schutz in allen Schreckenszeiten im Laufe unserer Geschichte gegeben hat.“
Die Wikipedia sagt dazu Folgendes: „‚Juden für Jesus‘ (englisch ‚Jews for Jesus‘; JfJ) ist ein amerikanisches, evangelikales Missionswerk, das Juden zum Christentum bekehren will. Es wird dem religiösen Synkretismus hinzugerechnet, weil in ihm Elemente des Judentums und des Christentums vermischt und zu einem neuen Weltbild verschmolzen werden. ‚Juden für Jesus‘ verstehen sich als jüdische Organisation, ein Anspruch, der von allen jüdischen Denominationen abgelehnt wird.“
Mose hat einen Aufseher der Frondienst leistenden Israeliten erschlagen und flieht nach Midian. Als er dort die Schafe seines Schwiegervaters Jitro weidet, sieht er am Gottesberg Horeb einen Dornbusch, der brennt, ohne zu verbrennen. Gott spricht zu ihm aus dem Dornbusch. Er sendet ihn zum Pharao und beauftragt ihn, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen. Mose fragt Gott nach seinem Namen und erhält als Antwort: „Ich bin, der ich bin“ oder „Ich werde sein, der ich sein werde“ oder „Ich bin (für euch) da“ oder „Ich werde (für euch) da sein“. (Exodus 3,14.) Dieser Satz spielt an den Gottesnamen JHWH an, der im Tanach, der hebräischen Bibel, tausende Male vorkommt.
Der Gottesname JHWH wird im Judentum aus Ehrfurcht niemals ausgesprochen, sondern stattdessen wird Adonai („Meine Herren“), HaSchem („Der Name“) oder Der Ewige gesagt.
Der Gottesname JHWH, der Satz, der aus dem Dornbusch kommt: Ist das nur eine Aussage über Gott oder ist das die Formulierung einer Lebensaufgabe, die jeder Mensch auf sich selbst beziehen kann?
Das heißt: Die unermessliche und bedingungslose Liebe, die Liebe Gottes, empfangen und weitergeben an alles in der Schöpfung, dem der einzelne Mensch begegnet oder für das er sich verantwortlich fühlt, an jeden Menschen, jedes Tier, jede Pflanze, jede Formation der Erde, ohne dabei auf sich selbst zu vergessen.
Wie geht das? Indem man sich jeden Tag aufs Neue dafür zur Verfügung stellt. Diese Lebensaufgabe ist nicht uniform, sondern wird von jedem Menschen einzigartig entfaltet.
Das heißt: Ich trete dir als eine Ausstrahlung JHWHs entgegen, unabhängig davon, wie du mir gegenübertrittst, vielleicht als jemand, der mich kränken, mir schaden will. Das geht nur durch tägliches Gebet, tägliche Zwiesprache mit Gott oder der Gottesmutter Maria.
In der Mitte der Bergpredigt steht der Satz: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Matthäus 5,48.)
Und in der Mitte der Feldrede stehen die folgenden Worte: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36.)
Zur Vollkommenheit gehört die Barmherzigkeit, aber genauso das Schauen auf die Gerechtigkeit, die allen zuteil werden soll, die unter ihrer Ausbeutung leiden.
415. Und führe uns nicht in Versuchung -
Je mehr ich die letzte Vaterunserbitte anschaue, desto mehr enthält sie ein Geheimnis.
In der gegenwärtigen ökumenischen Fassung lautet sie: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Im Matthäusevangelium lautet sie: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.“ (Mt 6,13 in der Einheitsübersetzung 2016.)
Im Lukasevangelium lautet sie: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Der zweite Satzteil fehlt. (Lk 11,4 in der Einheitsübersetzung 2016.)
Das Vaterunser hat im Matthäusevangelium sieben, im Lukasevangelium fünf Bitten. Die Fassung im Lukasevangelium dürfte die ursprünglichere Version des Vaterunsers sein.
Zu Mt 6,13 fand ich folgenden Kommentar: „In V.13 dürften Christen um die existenzielle Verschonung durch die Versuchung Satans bitten, die Jesus bestanden hat (vgl. 4,1-
Zu Lk 11,4 gibt es in derselben Studienausgabe einen sehr langen Kommentar. Ich zitiere nur den Schluss davon: „Wenn er sein Vertrauen auf Gott verliert, hat der gläubige Mensch alles verloren. Deshalb läuft sein ganzes Bittgebet am Ende auf die eine Bitte um Bewahrung des Glaubens hinaus, weil er nur so den Tod überwinden und ewiges Leben finden kann (22,40.46).“
Ich bringe nun einige weitere Varianten der letzten Vaterunserbitte.
Günther Schwarz und Jörn Schwarz haben die ältesten griechischen und altsyrischen Grundtexte in die aramäische Muttersprache Jesu rückübersetzt und anschließend den so gewonnenen Wortlaut ins Deutsche übertragen. Beim Vaterunser beziehen sie sich auf die Fassungen des Matthäus-
Der jüdische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide hat aufgezeigt, dass eine Zurückübersetzung dieser Textstelle ins Hebräische die Lösung des Problems bringen könnte. Das entsprechende hebräische Wort kann nämlich nicht nur „bringen“ oder „führen“, sondern auch „kommen lassen“ heißen. Die letzte Vaterunserbitte würde dann lauten: „Lass uns nicht in die Versuchung kommen.“
Holger Grimme hat einige Schriften des Neuen Tetaments vom Khabouris Codex der östlichen aramäischen Peschitta ins Deutsche übersetzt. Im Zusammenhang mit dem Vaterunser ist es das folgende Buch: Aramäisch – Deutsches Neues Testament ADNT III, Drittes Buch mit: Verkündigung von Mattai • Verkündigung von Luqa • Philemon • Yehuda, Erstauflage 2011, Inspire Verlag, Wallenfels. Leider ist das Buch vergriffen und auch antiquarisch nicht zu bekommen.
Ich konnte jedoch auf das Aramäisch – Englische Neue Testament zurückgreifen, der Übersetzung des Neuen Testaments vom Khabouris Codex der östlichen aramäischen Peschitta ins Englische. Dort wird die letzte Vaterunserbitte wie folgt übersetzt:
Mt 6,13. And not bring us into trial, but deliver us from the evil one.
Annotation: YHWH does not lead His people into “temptation,” but He does test and prove them.
Deutsche Übersetzung:
Mt 6,13. Und bring uns nicht in die Erprobung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Anmerkung: JHWH führt sein Volk nicht in „Versuchung“, sondern er erprobt es und stellt es auf die Probe.
Lk 11,4. [...] And lead us not into trial, but save us from the evil one.
Deutsche Übersetzung:
Lk 11,4. [...] Und führe uns nicht in die Erprobung, sondern rette uns vor dem Bösen.
(Aramaic English New Testament, Fifth Edition, Peshitta English Aramaic Critical Edition, 2016, Netzari Press, Sedro-
In einem kleinen Buch sind Meditationen zum Vaterunser von Papst Franziskus enthalten. Die beiden Teilsätze der letzten Vaterunserbitte werden von ihm in getrennten Kapiteln behandelt. Zum ersten Teilsatz „Und führe uns nicht in Versuchung“ (Mt 6,13a) sagt er: „Eine andere Version lautet: ‚Lass uns nicht in Versuchung geraten‘. [...] Wie auch immer man den Text versteht, wir müssen ausschließen, dass Gott der Urheber der Versuchungen ist. [...] Im Brief des Apostels Jakobus lesen wir: ‚Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott lässt sich nicht zum Bösen versuchen, er führt aber auch selbst niemanden in Versuchung (1,13).“
„Wenn wir versucht sind, Böses zu tun, die Brüderlichkeit mit den anderen zu verleugnen und absolute Macht über alles und alle zu wünschen, dann hat Jesus diese Versuchung bereits für uns bekämpft. [...] Gleich nachdem er von Johannes die Taufe empfangen hat, [...] zieht Jesus sich in die Wüste zurück und wird vom Satan versucht. [...] Jesus weist jedoch jede Versuchung zurück und geht siegreich daraus hervor.“
Zum zweiten Teilsatz „Sondern erlöse uns von dem Bösen“ (Mt 6,13b) sagt Franziskus: „Mit diesem Wort bittet der Beter [...], vom Bösen befreit zu werden. Das ursprüngliche griechische Verb [...] stellt uns die Gegenwart des Bösen vor Augen, das uns zu ergreifen und verschlingen sucht (vgl. 1 Petr 5,8). [...] Der Apostel Petrus sagt auch, dass der Widersacher, der Teufel, wie ein brüllender Löwe umhergehe, um uns zu verschlingen, und wir bitten Gott, uns zu befreien.“
„Es gibt ein mysteriöses Böses, das gewiss nicht das Werk Gottes ist, sondern das sich heimlich in die Geschichte einschleicht: geräuschlos wie die Schlange, die still das Gift mit sich bringt. [...] Der Beter ist nicht blind und hat dieses Böse, das so aufdringlich ist und so sehr im Gegensatz zum Geheimnis Gottes steht, klar vor Augen. Er erkennt es in der Natur, in der Geschichte, ja sogar in seinem eigenen Herzen.“ Wir bitten Gott, uns davon zu befreien.
(Papst Franziskus, „Lasst uns beten, wie es der Herr uns gelehrt hat, Meditationen zum Vaterunser“, St.Benno Verlag GmbH, Leipzig, 2019.)
Franz Josef Weißenböck hat in einem Buch Mutmaßungen über das Vaterunser veröffentlicht. Zur letzten Vaterunserbitte schreibt er: „Ist es Gott, der in Versuchung führt? Es lassen sich Belege dafür anführen. Etwa im Buch Jesaja: ‚Ich bin der HERR und sonst niemand. Der das Licht formt und das Dunkel erschafft, der das Heil macht und das Unheil erschafft, ich bin der HERR, der all dies macht.‘ (Jes 45,6-
„Das Gute kommt aus der Hand Gottes, aber ebenso das Böse. Also kommt auch die Versuchung von Gott? [...] Das griechische Wort peirasmos ist [...] vermutlich am treffendsten mit ‚Probe‘ zu übersetzen. [...] Die ‚Good News Translation‘ aus dem Jahr 1992 übersetzt denn auch die Vaterunserbitte so: Do not bring us to hard testing.“
„Wer um Erlösung ‚von dem Bösen‘ betet, für den sind beide Möglichkeiten offen, die sachliche wie die personale, das Böse wie der Böse. [...] Das griechische Wort poneros kann das Böse ebenso wie den Bösen bezeichnen.“ Der Böse ist der Teufel. Das Böse ist in der gesamten Menschheitsgeschichte übergenug vorhanden.
Im Anhang seines Buches bringt Weißenböck verschiedene Übersetzungen des Vaterunsers. Die letzte Vaterunserbitte in zwei dieser Übersetzungen gebe ich jetzt wieder.
„Führe uns nicht zum Verrat an dir, sondern löse uns aus dem Bösen.“ (Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 2006.)
„Lass uns nicht in Versuchung geraten, dir, unserem guten Vater, untreu zu werden, und befreie uns von allem Bösen.“ (Das Neue Testament, Rom 2008. „Eine Übersetzung, die das zu vermitteln sucht, was der Grundtext für seine ersten Leser zum Ausdruck brachte.“)
(Franz Josef Weißenböck, „Vater unser – Mutmaßungen über das Gebet des Herrn“, Edition VaBene, Wien – Klosterneuburg, 2017.)
In „Gedanken zu Glaube und Zeit“, Nr. 213, vom 11. März 2017 (Hg.: Heribert Franz Köck und Herbert Kohlmaier) fand ich einen Kommentar zur letzten Vaterunserbitte von Franz Kogler. Von diesem Kommentar zitiere ich nun einen kleinen Teil: „Im griechischen Text ist Gott eindeutig der Handelnde und nicht nur der, der etwas zulässt. [...] Und: An zahlreichen Stellen im Alten und auch im Neuen Testament begegnen uns Versuchungserzählungen.“
„Die Übersetzung ‚Und führe uns nicht in Versuchung‘ sagt ja streng genommen nicht, dass Gott versucht (wörtlich: ‚Und führe uns nicht in die Versuchung hinein, sondern von dem Bösen weg‘). Es ist eben zu unterscheiden zwischen dem Subjekt, von dem die Versuchung ausgeht, und dem Subjekt, das mit der Situation der Versuchung konfrontiert. Das mit der Versuchung konfrontierende Subjekt ist Gott, der die aktuelle Situation [...] aktiv herbeiführt. Er ist aber nicht der eigentliche Versucher, von dem das Böse ausgeht.“
Im Matthäusevangelium wird Jesus nach seiner Taufe „vom Geist Gottes mit der Versuchung durch den Teufel konfrontiert (Mt 4,1-
Meine Spurensuche bei den Erklärungen der letzten Vaterunserbitte zeigt: In Gott ist ein Geheimnis, das wir nicht entschlüsseln können.
Ich selbst habe früher jahrelang gebetet: „Und lass uns der Versuchung nicht erliegen.“ Diese Formulierung geht auf Origenes zurück. Seit ich vor zwei Jahren mit dem Rosenkranzbeten begonnen habe, bete ich wieder: „Und führe uns nicht in Versuchung.“
414. Mein Blick auf das Christentum -
Meinen Blick auf das Christentum habe ich in den letzten Tagen in den beiden folgenden Prosagedichten zusammengefasst:
1. Text der Fragen:
Meine Fragen
unbeantwortbar.
Warum hat Gott,
der das Opfer Abrahams nicht annahm
und den Isaak verschonte,
seinen eigenen Sohn geopfert?
Warum hat Gott
das Volk Israel
dem Hass der Christen ausgeliefert?
2. Text des Bekenntnisses:
Und doch ist der Sohn
durch Ängste und Verlassenheit,
durch unsägliche Schmerzen
und einen letzten erbärmlichen Schrei am Kreuz,
durch die größtmögliche Erniedrigung
und soziale Ausgrenzung hindurch
der alleinige Erlöser geworden
für die Menschheit
und die ganze Schöpfung,
der den einzigen Weg zeigt,
um den in diesen Tagen dramatischen
Niedergang der Menschheit
aufzuhalten.
Lasst uns die Augen öffnen.
Lasst uns seine Werkzeuge
werden und sein.
Den Niedergang der Menschheit bekomme ich seit Beginn der Corona-
„Die Chancen auf Abrüstung und Entspannung scheinen gegenwärtig nicht gut. Die in Jahrzehnten erbaute Sicherheitsarchitektur aus Rüstungskontroll-
„Zum gestrigen Antikriegstag weist die ärztliche Friedensorganisation IPPNW auf die steigende Gefahr von Gewaltkonflikten und humanitärer Not aufgrund der Corona-
Warnende Prophezeiungen werden gegeben, damit ihr Eintreffen noch verhindert werden kann, was nicht immer klappt. Einen Hoffnungsschimmer zeigt der Newsletter von Attac, der internationalen Bewegung für eine demokratische und sozial gerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft, vom 3. September 2020. Attac kämpft seit vielen Monaten gegen das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-
Im selben Newsletter weist Attac darauf hin, dass CETA, das Handelsabkommen der EU mit Kanada, das die Rechte von Konzernen über die Interessen von Mensch und Umwelt stellt, am 31. Juli 2020 vom Parlament in Zypern abgelehnt wurde. „Ausschlaggebend dafür waren die Kritik an Konzernklagerechten, am Einsatz von Gentechnik und der unzureichende Schutz bei Herkunftsangaben des Halloumi-
Organisationen wie IPPNW und Attac sind auf die Unterstützung möglichst vieler Menschen angewiesen.
Ich beende diesen Baustein mit einem Impuls von Margot Käßmann, von dem eine starke Hoffnung ausgeht: „Mit unseren Gebeten können wir als Christinnen und Christen die ganze Welt umspannen. Könnte es nicht auch eine durchbetete Welt geben, die etwas erkennen lässt von Gottes Zukunft? Das Reich Gottes: Es wird wachsen wie ein Baum, blühen wie die Liebe. Und ich bin sicher, dieser Baum wird unübersehbar sein in unserer Zeit und Welt.“
413. Vom Vater gezeugt vor aller Zeit -
Die Lehre von der Trinität (Dreifaltigkeit) Gottes und die Zwei-
„Das Konzil von Konstantinopel [381] fand […] mit der Formulierung ‚ein göttliches Wesen in drei Hypostasen‘ eine begriffliche Lösung für die Bestimmung des Verhältnisses von Einheit und Dreiheit. Damit […] wurden zwei unterschiedliche Wirklichkeiten zueinander in Beziehung gesetzt: hier das eine göttliche Wesen, dort drei Formen seiner Verwirklichung. Das Bekenntnis zu dem einen Gott wurde durch den Begriff „Wesen“ (griechisch ousia) festgehalten. Griechisch hypostasis, wörtlich „das Darunterliegende“, bezeichnete die individuelle Verwirklichung dieses allgemeinen Wesens aufgrund konkreter Eigentümlichkeiten. Vater, Sohn und Geist wurden demnach als Träger und Verwirklichungsformen des einen göttlichen Wesens verstanden.“
„Der Begriff der Hypostase stammte aus der griechischen Theologie. Sollte das Modell vom einen göttlichen Wesen in drei Hypostasen auch im abendländischen Kulturraum verstanden werden, mussten dafür entsprechende Begriffe aus der lateinischen Theologie gefunden werden. In diesem Zug wurde ‚Wesen‘ mit substantia wiedergegeben, ‚Hypostase‘ mit persona, abgeleitet vom griechischen prosopon, was sowohl mit ‚Antlitz, Gesicht‘ als auch mit ‚Maske, Rolle‘ wiedergegeben werden kann. […] Augustinus (354-
Das war bei mir der Fall.
„Der […] Begriff trinitas soll die Unterschiedenheit in der Einheit zum Ausdruck bringen. Auf dieser Basis hat die westkirchliche Theologie die Formel una substantia, tres personae (eine Substanz, drei Personen) geprägt […]. Um ein Missverständnis des Personbegriffs zu vermeiden, hat der zum Christentum übergetretene Rhetor Marius Victorinus (* um 280/90 † um 363) diese Formel umgeprägt und statt von Personen von ‚Subsistenzen‘ gesprochen: una substantia, tres subsistentiae (eine Substanz, drei Subsistenzen). Mit dem von ihm geschaffenen Begriff ‚Subsistenz‘ hat er den in der griechischen Trinitätstheologie […] gebräuchlichen Begriff ‚Hypostase‘ ins Lateinische übersetzt.“ (Aus: Die deutschen Bischöfe Nr. 83, „Der Glaube an den dreieinen Gott“, Eine Handreichung der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz zur Trinitätstheologie, Mai 2006.)
Mit dem Begriff „Person“ kann ich in der Trinität bis heute nichts anfangen, mit dem Begriff „Hypostase“ = „Subsistenz“ jedoch sehr viel. Nur Jesus Christus, der ja als Mensch auf der Erde gelebt hat, ist mir als Person einsichtig.
Das Nicäno-
„Das Konzil [von Nicäa, 325], das überzeugt ist, dass Jesus selbst wahrer Gott ist, versucht, das Beziehungsverhältnis von Vater und Sohn als ein innergöttliches Verhältnis in seiner Wesenstiefe zu erfassen. Der Sohn, der in Jesus Mensch geworden ist und als solcher begegnet, ist […] als einziger ‚aus dem Vater gezeugt/geboren‘. Bei dem Wort ‚gezeugt/geboren‘ handelt es sich selbstverständlich um ein Bild, eine Metapher -
„Die Aussage ‚aus dem Vater geboren/gezeugt vor aller Zeit‘, also die Aussage über die Präexistenz Christi […] ist nur ein Teilaspekt einer umfassenderen und komplexeren Glaubenswirklichkeit: nämlich der Wesensgleichheit des ewigen Sohnes mit dem Vater, seines wahren Gottseins und damit letztlich der innergöttlichen Differenzierung, die wir mit dem Begriff der (immanenten) Trinität bezeichnen.“ (Aus: Rudolf Laufen, „Aus dem Vater geboren vor aller Zeit“, Mythos oder Kernaussage des christlichen Glaubens, „Pastoralblatt“ 53.)
„Der präexistente Sohn darf nicht vom Vater getrennt gedacht werden, sondern ist in der ewigen Einheit des Wesens mit ihm. Es ist bedenklich, dass mit der Formel der Präexistenz die göttliche Ewigkeit auf die menschliche Zeit bezogen und von ihr aus errechnet wird. Die heilsgeschichtliche Phase wird nach rückwärts verlängert und ins Unendliche ausgezogen. Das präexistente Vorher und die heilsgeschichtliche Zeit dürfen nicht getrennt oder addiert werden, sondern sie sind ineinander gegenwärtig.” (Aus: Karl Hermann Schelkle, „Theologie des Neuen Testaments“, Bd. II, S. 189.)
„Vor aller Zeit“ kann also nur heißen: „ohne alle Zeit“, „zeitlos“ entsprechend zu „anfanglos“. Und so wie die Endzeit der Hintergrund der Jetztzeit ist, ist die Präexistenz der Hintergrund der heilsgeschichtlichen Zeit.
Eine bildliche Darstellung der Trinität kann es nicht geben, auch wenn sie in vielen Kirchen gefunden werden kann. Wir können uns nur ein Bild von Jesus Christus machen, der als Mensch auf der Erde gelebt hat.
„Es geht um den ‚dreieinen‘ [nicht bloß ‚dreieinigen‘] Gott, da merkt man schon am Begriff, dass das unser Vorstellen und Denken überschreitet. Das kann man nicht in ein Bild fassen. Da reicht keine bildliche Darstellung hin. Man kann sich den dreieinen Gott nicht vorstellen, und man soll das auch nicht. Der trinitarische Glaube ist sozusagen die andere Seite des Gebots: ‚Du sollst dir kein Bildnis machen‘ […]. Diesen Gott kann man nicht denken. Er sprengt unsere Maßstäbe und Denkkategorien. Er ist zu groß.“ (Aus: Hans-
412. Attac und Corona-
Wie die Homepage von Attac Österreich zeigt, ist Attac eine internationale Bewegung, die sich für eine demokratische und sozial gerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft einsetzt. Attac steht für „Association pour une taxation des transactions financières pour l´aide aux citoyens“, zu Deutsch „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zugunsten der Bürger*innen“.
Um die Arbeit von Attac während der Corona-
Attac-
Die Corona-
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Corona-
Die Corona-
Klar ist: Unsere Wirtschaft und Gesellschaft werden nach der Coronakrise anders aussehen als vorher. Lassen wir nicht zu, dass der neoliberale Kapitalismus sich danach weiter vertieft. Engagieren wir uns jetzt für eine Politik, die das gute Leben für alle Menschen ermöglicht.
Attac-
Die Welt steuert auf die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu. Die wichtigste Aufgabe der Banken ist es nun, Wirtschaft und Gesellschaft weiter mit Geld zu versorgen und Kreditausfälle an Menschen und Betriebe zu stunden. Und sie müssen hohe Kreditausfälle verkraften können, um nicht selbst von der Allgemeinheit gerettet werden zu müssen.
Daher haben wir am 25. März die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, für den gesamten Euroraum ein Verbot von Gewinnausschüttungen, Bonuszahlungen sowie eine strenge Begrenzung der Manager*innengehälter zu beschließen.
Und siehe da: Am 27. März hat die europäische Bankenaufsicht der EZB unseren Vorschlag übernommen und die Banken angewiesen keine Gewinne auszuschütten -
Wir fordern das Problem der staatlichen Abhängigkeit von den „Märkten“ an der Wurzel zu packen: Wir müssen die Finanzierung von Staaten endlich den profitorientierten spekulativen Finanzmärkten entziehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte Staaten direkt nahezu zinsenloses Geld zur Verfügung stellen, wie dies auch andere Zentralbanken wie die US-
Gleichzeitig warnen wir davor, den sogenannten „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM) für Kredite an die Krisenstaaten einzusetzen. Denn damit ist der Zwang zu einer radikalen Kürzungs-
Attac-
Auf unsere Gesellschaft kommen gigantische Lasten zu, weil die Corona-
Deswegen fordert Attac einen Corona-
Der extreme Reichtum einiger weniger hat in Österreich astronomische Ausmaße erreicht: Das reichste 1 Prozent in Österreich besitzt über 40 Prozent des gesamten Privatvermögens. Die 40 reichsten Familien des Landes besitzen je über 1 Milliarde Euro.
Unsere Forderung: Vermögen ab 5 Millionen Euro soll daher mit 10 Prozent, ab 100 Millionen Euro mit 30 Prozent und ab einer Milliarde Euro je einmalig mit 60 Prozent einen Beitrag leisten.
Der Corona-
Werden die Reichsten nicht an den Lasten der Krise beteiligt, besteht die Gefahr, dass nach der Krise Arme und Arbeitslose draufzahlen, ebenso wie jene, deren unverzichtbare Arbeit jetzt so gepriesen wird -
Insgesamt könnten mit den Corona-
Diese Einnahmen aus dem Corona-
Attac-
Ein neuer Bericht des Corporate Europe Observatory (CEO) zeigt: Internationale Anwaltskanzleien liefern bereits Beispiele, wie Konzerne die Hilfsmaßnahmen gegen die Corona-
Der Bericht dokumentiert 10 Szenarien für mögliche Klagen anhand konkreter, von Anwaltskanzleien genannten Beispiele. Dazu zählen etwa: Klagen gegen Maßnahmen zur Bereitstellung von sauberem Wasser oder zur Stützung des Gesundheitssystems. Klagen gegen Maßnahmen für erschwingliche Medikamente, Tests und Impfstoffe oder zur Eindämmung des Virus. Klagen gegen die Deckelung von Mieten oder Energiepreisen oder gegen Schuldenerlässe für Haushalte und Unternehmen. Klagen gegen Maßnahmen zur Bekämpfung von Finanzkrisen oder für gerechte Steuern. All das zeigt erneut: Sonderklagerechte für Konzerne sind ein soziales und demokratiepolitisches Desaster, bei dem nur der Profit zählt.
Daher müssen alle Klagemöglichkeiten von Investoren gegen staatliche Hilfsmaßnahmen im Zuge der Corona-
Attac-
Die EU-
Auf lange Sicht könnte der Aufbauplan die wirtschaftliche Krise noch verschlimmern. Denn finanzielle Hilfen soll es erst geben, wenn die EU-
Am sinnvollsten wäre es, wenn sich die Staaten jetzt zu niedrigen Zinsen direkt über die Europäische Zentralbank finanzieren, um die nötige sozial-
Attac-
Während langsam wieder so etwas wie Normalität in unseren Alltag zurückkehrt, zeichnen sich die langfristigen Auswirkungen der Corona-
Wir stehen am Beginn einer historischen Wirtschaftskrise. Weltweit droht die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen ihren Lebensunterhalt zu verlieren. Unser Wirtschaftssystem kann und darf nach der Krise nicht mehr so weiterlaufen wie bisher. Für Attac steht fest:
Reiche, Konzerne und neoliberale Politiker*innen wollen die alte Ordnung beibehalten. Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, unser Wirtschaftssystem sozial, gerecht und ökologisch zu verändern.
411. Die eine Kirche Jesu Christi -
Hat Jesus von Nazaret eine Kirche gewollt oder gegründet?
Im Matthäusevangelium sagt Simon Petrus zu Jesus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16.)
Daraufhin sagt Jesus zu ihm: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18.)
Im griechischen Text steht das Wort Ekklesia, das mit Kirche oder Gemeinde übersetzt werden kann.
Kurze Zeit später versucht Petrus, dem Jesus das Leiden und den Tod in Jerusalem auszureden. „Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16,23.)
Ist mit dem Felsen, auf den Christus seine Kirche baut, Simon Petrus gemeint oder das Bekenntnis des Jüngers, dass Jesus der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist? Nach der grammatikalischen Satzkonstruktion sind beide Blickwinkel möglich.
Das Fundament der Kirche ist jedenfalls Jesus Christus. Er wird im Neuen Testament immer wieder als der Eckstein bezeichnet, der wichtigste Stein eines jeden Baues, der alles zusammenhält.
Die Kirche, die Jesus seine Kirche nennt, ist die übergeordnete Kirche, die Gesamtkirche, nicht die Kirche in einer bestimmten historischen Gestalt.
In Lumen gentium 8,2 heißt es: „Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen. [...] Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, subsistiert in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, dass außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen.“
Nach der Terminologie der Alten Kirche „subsistiert“ auch das eine göttliche Wesen, „und zwar keineswegs nur in einer, sondern in drei Personen: in der Person des Vaters, in der Person des Sohnes und in der Person des Heiligen Geistes ist der eine und einzige Gott wirklich da. Deshalb können die drei ‚Personen‘ auch als die drei modi subsistendi oder individuelle Existenzweisen des einen göttlichen Wesens bezeichnet werden. [...] Und wenn schon Gott selber in der Differenz von Vater, Sohn und Heiligem Geist ‚subsistiert‘ und dennoch nicht mit sich selbst entzweit ist, also eine Gemeinschaft gegenseitigen Andersseins bildet, warum sollte das dann nicht auch für die dieses mysterium trinitatis in unserer Welt darstellende Kirche gelten?“ (Aus: Michael J. Rainer, „‚Dominus Iesus‘: anstössige Wahrheit oder anstössige Kirche?“, S.60, Aufsatz von Eberhard Jüngel.)
In die Richtung dieser Frage geht der Aufsatz von Peter Knauer SJ „Die ‚katholische Kirche‘ subsistiert in der ‚katholischen Kirche‘ -
Die katholische Kirche, von der im Glaubensbekenntnis die Rede ist, ist nach LG 8,2 von vornherein in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet. „Diese irdische Verfaßtheit und Sichtbarkeit wird ihr noch im Voraus zu der Tatsache zugeschrieben, dass sie in der mit dem Papst verbundenen Kirche subsistiere.“
„Die im Glaubensbekenntnis als katholisch bezeichnete Universalkirche ist in der unter der Leitung des Papstes und der mit ihm verbundenen Bischöfe stehenden Einzelkirche voll gegenwärtig. Aber diese römische katholische Kirche ist nicht mehr selbst die Universalkirche, sondern lässt sich [...] nur noch als Einzelkirche verstehen, in der die Universalkirche sich ausdrückt.“
Die eine Kirche Jesu Christi „subsistiert tatsächlich in der Kirche, die sich die katholische römische nennt, so daß diese Kirche mit Recht beanspruchen kann, den vollen Glauben an Jesus Christus zu repräsentieren. Aber das gibt ihr nicht auch schon das Recht, zu bestreiten, daß die gleiche eine katholische Kirche Christi auch in anderen christlichen Gemeinschaften ‚wirklich gegenwärtig ist‘. Denn es ist gar nicht möglich, in mangelhafter Weise an Jesus Christus zu glauben. Man kann im Sinn der Selbstmitteilung Gottes nur entweder wirklich an ihn glauben oder gar nicht.“
„Die verschiedenen Einzelkirchen, in denen allen die eine Kirche Jesu Christi subsistiert, verdunkeln diese Subsistenz in sich selber in dem Maße, in welchem sie sich der Anerkennung dieser Subsistenz in den anderen Einzelkirchen versagen. [...] Die primatiale Hirtenaufgabe Petri würde gerade darin bestehen, sich [...] für die Anerkennung der Subsistenz der einen katholischen Kirche in allen Gemeinschaften, die an Jesus Christus glauben, einzusetzen.“
Soweit Peter Knauer SJ.
Wovon nähren wir uns in der Kirche, wovon leben wir in spiritueller Hinsicht? Von der Anbetung und von der Eucharistie, auch Abendmahl genannt. Nach Lk 22,19 und 1 Kor 11,24-
Wenn Menschen, die sich wahrhaftig dazu bekennen, dass Jesus der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist, in seinem Namen zusammenkommen, darf ihnen kein Kirchenrecht die Feier der Eucharistie verwehren, vor allem dann nicht, wenn es im privaten Rahmen eines Hauses oder einer Wohnung geschieht.
410. Corona-
Am 29. Februar 2020 war ich als Lesender bei der vom Verein ::Kunst-
Seit nunmehr sechs Wochen führen Gerhild und ich daher ein Leben der Ruhe und des Friedens besonderer Art. Wir sind jedenfalls privilegiert, weil wir um unser Haus herum einen großen Garten haben, mit Wienerwaldbäumen, aber auch Obstbäumen, mit einem Gewächshaus und Hochbeeten. Das Gewächshaus wurde erst jetzt gebaut, auf einem neuen Betonfundament. Auch das Schwimmbecken ist gerade im Bau. Das alte Schwimmbecken und das alte Gewächshaus waren in die Jahre gekommen und nicht mehr tauglich. Gott sei Dank dürfen Bauunternehmen arbeiten, wenn auch mit Auflagen. Die Bagger und Transportkarren, die durch unseren Garten fahren, lassen eine Spur der Verwüstung zurück. Die Natur wird sich aber mit unserer Hilfe das Gelände zurückerobern.
Ein einziges Mal in dieser Zeit waren wir im Wienerwald spazieren, der ja von unserem Grundstück nur fünf Minuten Fußweg entfernt ist. Ansonsten halten wir uns in Haus und Garten auf, mit wenigen Ausnahmen. Wir gehen einkaufen, was seit 6. April nur noch mit Masken möglich ist. Gerhild geht zu ihren Physiotherapiestunden. Und ich musste einmal ins Spital, um eine IVOM (intravitreale Injektion ins Auge) zu bekommen. Im Supermarkt ist die Stimmung anders als sonst. Im Spital erst recht. Begleitpersonen dürfen nicht hinein. Mir wurde Nasenflüssigkeit und Speichel entnommen und einem Test zugeführt – schon wieder ein Privileg.
Ein ganz besonderes Erlebnis für Gerhild und mich waren die zwei Fernsehübertragungen des Karfreitagsgottesdienstes und der Osternachtfeier aus dem leeren Wiener Stephansdom mit Kardinal Schönborn und ganz wenigen Personen. Was den Sonntagsgottesdienst betrifft, ist unsere Gemeinde dazu übergegangen, am Sonntag gemeinsam über das Internet zu feiern (interaktive Video-
Die derzeitige Situation wirkt auf mich ein wenig irreal und mir fällt das Shakespeare-
Die wirtschaftliche Situation wird für viele Betriebe besorgniserregend. Gastgewerbebetriebe dürfen nicht betreten werden. Theater haben geschlossen. Ich bringe ein paar Zitate aus ATTAC-
20.3.2020: „Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Corona-
„Klar ist: Unsere Wirtschaft und Gesellschaft werden nach der Coronakrise anders aussehen als vorher.“
24.4.2020: „Die Corona-
„Die Herstellung lebensnotwendiger Güter hat sich immer mehr in die Hände einiger weniger Konzerne, die in ‚kostengünstigen‘ Ländern operieren, verlagert. ‚Günstig‘ ist es für die Konzerne dort aufgrund von Niedrigstlöhnen, minimalen Arbeitsrechten, kaum vorhandenen Umweltauflagen oder Steuervorteilen.“
„Ein Weltmarkt, wo jene mit genug Geld alles kaufen können, während die anderen nicht genug zum Leben haben, ist unethisch, gesellschaftlich ineffizient und langfristig instabil. Ein Weltmarkt, der durch ungezügelten Warentransport tagtäglich die Klimakrise verschärft und die Macht transnationaler Konzerne steigert, schadet uns allen. Wir brauchen mehr denn je eine regionalisierte Wirtschaft der kurzen Wege.“
Und ein alter Freund von Gerhild und mir, ein akademischer Maler, schreibt in seinem heutigen Newsletter: „Ihr seid doch alle noch in a good shape, oder? Wen freut's schon, dem ‚Maulkorberlass‘ Folge zu leisten, dessen sichtbares Zeichen unsere Ohren halten? Muss jetzt sein, doch besteht die Gefahr, dass die wegen der coronalen Bedingtheiten ausgebooteten bürgerlichen Grundrechte auch ausgebootet bleiben. Also, seid wachsam.“
Wie lange wird die Coronakrise dauern? Die Schätzungen der Wissenschaftler weichen voneinander ab. Der Virologe Christian Drosten sagt nach dem News-
Und „Die Presse“ schrieb am 21.4.2020: „Im November schon drohe China eine neue Infektionswelle, sagt Zhang Wenhong. Und nicht nur das: ‚Die Wahrscheinlichkeit eines zweiten internationalen Ausbruchs ist hoch. Nach dem Herbst könnte die zweite Welle kommen‘, so der chinesische Infektiologe.“
Alle warten darauf, dass ein Impfstoff und ein wirksames Medikament gefunden werden. Was wir darüber hinaus zu bedenken haben, sagte Jane Goodall. Die Wiener Zeitung berichtete darüber in ihrer Ausgabe vom 11.4.2020:
„Die verheerende Corona-
„Die 86-
„Zudem sieht die Forscherin die Jagd auf Tiere, die Wildtiermärkte in Afrika und Asien sowie eine auf Fleischkonsum ausgerichtete Intensivlandwirtschaft als ‚Bedingungen, die den Viren die Möglichkeit geben, von einer Spezies auf die andere und auf den Menschen überzuspringen‘. Sie begrüße die Schließung von Märkten in China, auf denen lebendige Wildtiere zum Verkauf angeboten wurden, und hoffe, dass das vorübergehende Verbot zu einem ‚dauerhaften‘ werde und andere asiatische Länder dem Beispiel folgten.“
Es liegt also alles daran, dass die Menschheit über ihren Schatten springt, dass die Kräfte der Verständigung und Versöhnung das Übergewicht erhalten. Dafür bete ich täglich.
409. Rosenkranz und Corona-
Große Lichterprozession um Frieden und Freiheit über die Wiener Ringstraße
1954 (Foto: RSK/Archiv)
Seit 1945 war Österreich unter den vier Alliierten, den Engländern, Amerikanern, Franzosen und Russen, aufgeteilt. Der Franziskanerpater Petrus Pavlicek litt unter der tragischen Situation der Bevölkerung. Am 2. Februar 1946, als er am Fest Mariä Lichtmess in Mariazell vor dem Gnadenbild der Muttergottes betete, vernahm er eine innere Stimme, die ihm sagte: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben!“ Dieselben Worte hatte Maria zu den Seherkindern in Fatima gesprochen.
Am 2. Februar 1947 gründete er den (seit 1949 so genannten) „Rosenkranz-
Da die Russen die Verhandlungen zur Erlangung der Freiheit Österreichs blockierten, fasste Pater Petrus 1950 den Entschluss, eine Lichterprozession über die Wiener Ringstraße zu organisieren. Der damalige Erzbischof von Wien, Kardinal Theodor Innitzer, war vorerst dagegen. Doch Leopold Figl sagte zu Pater Petrus: „Und wenn wir beide alleine gehen, mein Vaterland ist mir das wert.“ Sie waren nicht allein. Tausende gingen mit ihnen, mit Kerzen in den Händen und den Rosenkranz betend.
Die Prozessionen fanden jährlich am Fest Mariä Namen (um den 12. September) statt. 1953 nahmen 50.000 und 1954 80.000 Menschen daran teil.
Bevor Bundeskanzler Julius Raab im April 1955 zu den Staatsvertragsverhandlungen nach Moskau reiste, bat er Pater Petrus: „Lassen Sie beten wie noch nie.“
Der Staatsvertrag wurde nach der unerwarteten Zustimmung der Russen am 15. Mai 1955 im Schloss Belvedere in Wien unterzeichnet. Nachher sagte Julius Raab: „Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft.“
Entgegen allen Erwartungen verließen die sowjetischen Streitkräfte im Oktober 1955 Österreich.
Viele sahen das Geschenk der Freiheit Österreichs als eine Erfüllung ihrer Bitten an die Gottesmutter.
Heute ist der 22. März 2020 und wir leben wieder in einer Zeit der besonderen Herausforderungen, die durch die Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus eingetreten sind. Um die Ausbreitung der Epidemie einzudämmen, hat die Bundesregierung Maßnahmen verordnet, die die Durchführung von Lichterprozessionen unmöglich machen. Nicht einmal Gottesdienste in Kirchen sind derzeit möglich.
Umso mehr sind wir aufgerufen, in dieser Zeit und über diese Zeit hinaus besonders intensiv zu beten. Der neueste ATTAC-
Ich bin seit Februar 2019 Mitglied beim Rosenkranz-
408. Sein Blut komme über uns -
Im Matthäusevangelium können wir lesen, dass Pilatus zögert, Jesus kreuzigen zu lassen. Das ganze Volk aber, von den Hohepriestern und Ältesten aufgehetzt, schreit immer wieder: „Ans Kreuz mit ihm!“ und, nachdem sich Pilatus die Hände gewaschen hat: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (Mt 27,22-
Dieser Satz hat dazu geführt, dass Juden und Jüdinnen durch die Jahrhunderte von Christen eingeschränkt, verfolgt und getötet worden sind. Dabei hat man so argumentiert:
1. Das Volk Israel trage die primäre Verantwortung am Tod Jesu Christi.
2. Das Volk Israel sei daher für immer von Gott verworfen.
Gegen diese Argumentation spricht:
Der Titel dieses Bausteins trägt aber noch eine ganz andere Bedeutung. Blut kann auch über uns kommen im Sinne des Versöhnungsblutes der Opfertiere, wie es im Alten Testament verstanden wurde. In Ablösung der Tieropfer hat das Blut Jesu, dessen Vergießen nach Matthäus vom jüdischen Volk gefordert und von Römern vollzogen wurde, mit seiner Lebenskraft versöhnende Wirkung.
Ein Beispiel dafür liefert das Einheitsgebet, das von den Brüdern vom gemeinsamen Leben in Zürich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt wurde. Es beginnt mit folgenden Worten:
„Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und danken Dir,
denn durch Deinen Opfertod am Kreuz
hast Du die Welt erlöst!
Dein Blut komme über uns und über unsre Kinder gnädiglich,
über alle Menschen, an allen Orten,
in allen Ständen, mit allen ihren Anliegen,
über Dein altes Bundesvolk und das Land seines Erbes
und über die ganze nach Freiheit seufzende Kreatur.“
Aus dem Jahr 1944 ist ein Wortlaut des Gebetes überliefert, der damals erarbeitet wurde:
„O Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und danken Dir,
denn durch Dein heiliges Blut
hast Du uns und die ganze Welt erlöst.
O Herr, Dein Blut komme über uns und unsere Kinder gnädiglich,
über alle Menschen: Christen, Juden, Mohammedaner und Heiden.
O lieber Herr und Heiland, vereinige uns ganz mit Dir und miteinander
in Deiner Blutsbruderschaft für Zeit und Ewigkeit, ganz und gar.
Dir zum Lob und Dank und uns zum Heil. Amen.“
„Es ist ein weiter Weg vom Verhör Jesu in Jerusalem bis zu den Worten im Einheitsgebet. Aus der alten Selbstverfluchung wird eine Bitte: ‚Dein Blut komme über uns… gnädiglich!‘ Der Beter heute sucht Gottes Herz, damit er den tiefen Riss zwischen Judenheit und Christenheit doch endlich heilen möge. Denn die erste Beziehung, die im Volk Gottes geheilt werden muss, ist die zwischen Christen und Juden. In dieser Trennung liegen die Ursachen für die großen Nöte der ganzen Menschheit schlechthin.“ (Aus: Michael Decker, „DEIN Blut komme über uns… GNÄDIGLICH“, www.oekumenischer-
Die von Herzen kommende Versöhnung zwischen Christen und Juden ist notwendig. Zu einer Vereinigung der beiden Religionen wird sie nicht führen.
407. Neugeburt der Kirche Jesu Christi -
Morgen feiern wir Weihnachten, die Geburt Jesu Christi. Von dieser Geburt verkündet ein Engel den Hirten: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11.)
Vor wenigen Tagen erhielt ich den Friedenskalender 2020 der Solidarwerkstatt. In diesem Kalender fand ich einen Artikel mit dem Titel „Als die Verhinderung des Weltkriegs scheiterte“. Im August 1898 gab Zar Nikolaus II. ein Schriftstück heraus, in dem er eine internationale Friedenskonferenz anregte, auf welcher eine allgemeine Abrüstung und ein für alle Staaten verbindliches Schiedsgericht zur Verhinderung künftiger Kriege beschlossen werden sollten. Es begann mit folgenden Worten: „Die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens und eine mögliche Herabsetzung der übermäßigen Rüstungen, welche auf allen Nationen lasten, stellen sich in der gegenwärtigen Lage der ganzen Welt als ein Ideal dar, auf das die Bemühungen aller Regierungen gerichtet sein müssten.“ Es enthielt den Satz: „Die wirtschaftlichen Krisen sind zum großen Teil hervorgerufen durch das System der Rüstungen bis aufs Äußerste, und die ständige Gefahr, welche in dieser Kriegsstoffsammlung ruht, machten die Armeen unserer Tage zu einer erdrückenden Last, welche die Völker mehr und mehr nur mit Mühe tragen können.“
Doch das Deutsche Reich versuchte von Anfang an, das Friedensprojekt zum Scheitern zu bringen und die Konferenz zu verhindern. Kaiser Wilhelm II. und die deutschen Eliten waren der Meinung, dass eine Konferenz, die die idealen Vorstellungen des Zaren umsetzen würde, zu einer realen Kriegsgefahr führen würde. Die Konferenz konnte nicht verhindert werden, sie fand im Frühsommer 1899 in Den Haag statt. Doch die Delegierten des Deutschen Reiches sabotierten erfolgreich jede bindende internationale Vereinbarung. Einen Schiedsgerichtshof sollte es geben, doch ohne jede Verpflichtung zur Anrufung desselben bei einem Konflikt. Die politisch völlig zahnlosen Vorschläge wurden schließlich auch von Deutschland unterschrieben, damit sich der Zar nicht vor Europa blamiere, wie Kaiser Wilhelm II. meinte. Die Aufrüstungsspirale konnte sich bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs weiter drehen.
Morgen feiern wir Weihnachten, die Geburt Jesu Christi. Von dieser Geburt verkündet ein Engel den Hirten: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11.)
Im Jahr 1898 hatte es einen Zaren gegeben, der ein Umdenken anlässlich der Gefahr des Herannahens großer Kriege vergeblich einforderte. Die heutige Situation ist ähnlich. Die Gefahr weit größerer Kriege als der bisherigen ist nicht gebannt. In der Wiener Zeitung vom 21. Dezember 2019 fand ich einen Artikel, der mit folgenden Worten beginnt: „Mit einer neu geschaffenen ‚Space Force‘ wappnet sich das US-
Es gibt ein christliches Lied, das Joh 17,21 aufnimmt:
Vater, mach uns eins. Vater, mach uns eins, dass die Welt erkennt, du hast den Sohn gesandt. Vater, mach uns eins.
Vater, wir suchen die Einheit, die nur dein Geist geben kann, nehmen als Schwestern und Brüder einer den anderen an.
Vater, wir schätzen die Vielfalt, die es in deinem Volk gibt. Hilf uns, einander zu lieben, so wie uns Jesus geliebt.
Dieser Liedtext bringt das Notwendige auf den Punkt. Es gibt eine erdrückende Menge von theologischen Konvergenzdokumenten. Es ist nicht abzusehen, dass sie jemals eine Einheit bringen werden. Vor allem der Standpunkt der römisch-
Den entscheidenden Wendepunkt könnte ein ökumenisches Konzil bilden, in einem Ausmaß, das es noch nie gegeben hat, unter Teilnahme aller Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen und der römisch-
Ein neuer Geist der Verständigung und Liebe ist erforderlich. Alle kirchenpolitischen und kirchenrechtlichen Erwägungen müssten ihm untergeordnet, von ihm befruchtet werden. Es geht darum, alles JESUS in die Hände zu legen. Die große Kirche, die die römisch-
Wenn jemals ein wahrhaft ökumenisches Konzil zustande kommen sollte, so wird es auch bei diesem Konzil wie bei der Friedenskonferenz von 1899 Bremsklötze geben. Wäre ein solches Konzil daher zum Scheitern verurteilt, wie auch die Friedenskonferenz gescheitert ist? Wenn das Konzil seine Aufgabe bewältigen würde, wäre das die Geburt der erlösten, einigen (nicht geeinten!) Kirche Jesu Christi.
Was hat das mit dem Weg der Menschheit zu tun, der drohend in den Abgrund zu führen scheint? Ein erfolgreiches Konzil dieser Art wäre ein unüberhörbares Signal an die anderen Religionen und an die gesamte Menschheit, ein Signal, das entscheidend zur Bewusstwerdung beitragen könnte.
Morgen feiern wir Weihnachten, die Geburt Jesu Christi. Von dieser Geburt verkündet ein Engel den Hirten: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11.)
Es ist höchste Zeit, das wörtlich zu nehmen.
406. Morituri -
19.000 zum Tode verurteilte Sträflinge grüßten im Jahr 52 n. Chr. den Kaiser Claudius mit dem Satz: „Ave Caesar, morituri te salutant!“ („Heil dir, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!“).
Am vergangenen Sonntag während der Eucharistiefeier kam mir schlagartig der Ausruf „Morituri!“ in den Sinn, denn alle Menschen, die in der Kirche anwesend waren, gehen auf den Tod zu, keiner ist ausgenommen.
Als ich zwei Tage später zu Hause im Andachtsraum betete, wendete sich in meinem Inneren das Blatt und ich sah auf einmal ein unglaubliches Leuchten, das Leuchten derer, die auf das Leben zugehen, unabhängig von ihrer physischen Existenz.
405. Das Herrenmahl -
Im Jahr 1978 wurde ein Dokument „Das Herrenmahl“ veröffentlicht, das von der Gemeinsamen römisch-
Nach langen Verhandlungen gibt es nun ein katholisch-
Was ist gemeinsam?
Was ist noch nicht gemeinsam?
Wie schön, dass das Gemeinsame das Trennende bereits überwiegt. Noch steht „Messopfer“ gegen „Abendmahl“, „Amts-
„Dass die Abendmahls-
Wenn dem so ist, kann nur die Reue die entscheidende Wende bringen. Wer mit Erschütterung vor seiner eigenen Schuld und der Schuld seiner Teilkirche steht, wird dazu getrieben, sich vor dem anderen zu beugen und seine Verzeihung zu erbitten. Durch die Versöhnung entsteht Gemeinsamheit; man lernt einander kennen und miteinander leben.
Erst die gemeinsame Eucharistie wird das volle Ausmaß unserer Schuld enthüllen. Zutiefst beschämt werden wir vor dem herrlichen Gott stehen, der nur eine Kirche ins Leben gerufen hat und ruft, werden erkennen, dass diese eine Kirche eine volle Realität ist, dass wir uns so lange von Gottes Güte und Wahrheit zu egoistischer Halbwahrheit abgewandt hatten.
Die Einheit, die wir erreichen können, wird keine quantitative, sondern eine qualitative sein. Wir werden sie dann ergreifen, wenn wir alle „unverzichtbaren Standpunkte“ aufgeben, wenn wir vom Gesetz zur Barmherzigkeit vordringen, wenn wir einander anerkennen und lieben.
Soweit mein damaliger Leserbrief. Seither sind 41 Jahre vergangen. Um herauszufinden, was sich seit damals in dieser Angelegenheit bewegt hat, habe ich zwei Dokumente durchgesehen, die ich im Internet gefunden habe:
„Einheit der Kirche und Gemeinschaft im Herrenmahl -
„Ökumenisch sensibel Abendmahl und Eucharistie feiern“, entnommen aus: „Damit sie alle eins seien. Materialheft Konfessionelle Gottesdienste am Samstagabend“, hg. vom 2. Ökumenischen Kirchentag München 2010 e.V., München 2010.
Das Ergebnis meiner Durchsicht ist, dass wir eigentlich nicht weitergekommen sind. Meine Frau und ich gehen bei Gottesdiensten in unserer lokalen evangelischen Gemeinde zum Abendmahl, weil die evangelische Kirche A.B. alle getauften Christen und damit auch uns als Mitglieder der römisch-
Worum es geht, wird deutlich, wenn man einen Blick auf die beiden ökumenischen Kirchentage 2003 und 2010 wirft. Es wird anschaulich am Schicksal von Gotthold Hasenhüttl. Ich folge jetzt dem Artikel „Gotthold Hasenhüttl“ in der Wikipedia. Am Rande des ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin feierte Hasenhüttl in der evangelischen Gethsemanekirche einen so bezeichneten „Abendmahlsgottesdienst nach katholischem Ritus“, wobei er explizit auch Protestanten und Nicht-
Zeitgleich zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München feierte er dort trotzdem erneut ein ökumenisches Abendmahl. Der Gottesdienst fand zusammen mit dem protestantischen Pfarrer Eberhard Braun im völlig überfüllten Hörsaal 1180 der TU München statt, weil keine katholische oder evangelische Kirche in München bereit war, einen Raum zur Verfügung zu stellen. Die Abendmahlfeier fand nach der leicht geänderten sogenannten Lima-
Hasenhüttl trat am 28. September 2010 aus der römisch-
404. Calafati und Fortuna -
Wer von euch kennt den Wurschtelprater? Jeder Wiener und jede Wienerin kennt ihn, war selbst als Kind dort und später mit den eigenen Kindern bzw. Enkelkindern.
Im Wurschtelprater gibt es den Calafatiplatz. Dort stehen zwei neun Meter hohe Kunststeinfiguren, der Calafati (großer Chineser) und die Fortuna (Glücksgöttin). Es sind Nachbildungen von zwei Figuren, die ursprünglich Mittelpunkte von Ringelspielen waren. Diese beiden Figuren sind mir vor Kurzem wieder eingefallen.
Ich frage mich: Ist es die Fortuna, die uns Glück bringt? Und auf einmal verwandeln sich die beiden Figuren. Nicht mehr die Fortuna steht da, sondern an ihrer Stelle die Maria, wie sie in Fátima erschienen ist. Und nicht mehr der Calafati steht bei ihr, sondern Jesus Christus, wie er den Jüngern nach seiner Auferstehung am Osterabend erschienen ist. Er trägt die Wundmale an seinem Körper und sagt: „Ich bringe euch den Frieden. Handgreiflich ist er vor euch. Greift nicht immer daneben.“ Und auf dem Schild mit dem Namen des Platzes steht auf einmal nicht mehr „Calafatiplatz“, sondern „Auferstehungsplatz“. Und ein Werkelmann dreht an der Kurbel seines fahrbaren Werkels und spielt immerzu die Liedfassung von „Ehre sei dem Vater“ und den Refrain des Ave-
Diese Bilder, die mir gekommen sind, sind ein Zeichen dafür, dass neues Leben möglich ist.
403. Halloween -
Halloween ist traditionell ein christliches Fest. „All Hallows‘ Eve“ heißt es vollständig: Vorabend zu Allerheiligen, dem Gedenktag der verstorbenen Heiligen. Die Idee, Allerheiligen am 1. November zu feiern, stammt aus Irland. Schon die alten Kelten feierten um diese Zeit das Erntefest „Samhain“, zu Deutsch: Sommerende. Vermutlich begingen sie es so, wie man immer und überall zum Ende der Erntezeit gefeiert hat, nämlich fröhlich und ausgelassen.
Halloween ist ein Fest, an dem Kinder und Jugendliche ausgelassen sein können. Sie gehen verkleidet von Haus zu Haus, rufen „Trick or Treat“ bzw. „Süßes oder Saures“ und wollen etwas bekommen – andernfalls wagen sie es vielleicht, einen Streich zu spielen. Im angelsächsischen Bereich hat das Trick-
Meine Intention ist es, dass christliche Pfarrgemeinden die Kinder und Jugendlichen nicht einbremsen, sondern begeistern sollen: begeistern für den ursprünglichen Sinn des Festes. Sie sollen nicht „Trick or Treat“ bzw. „Süßes oder Saures“ rufen, sondern ähnlich wie die Sternsinger zu Erscheinung des Herrn oder wie die Ratschenkinder zu Ostern mit einem längeren Spruch ankommen. Ich habe mir folgenden Spruch ausgedacht:
Wir sind fein
und nicht gemein,
wir wollen lustige Geister sein.
Es ist uns zwar nicht ganz geheuer,
doch mutig holen wir auch heuer
für eure lieben Toten
die Kastanien aus dem Feuer.
Wir wollen Spaß,
gebt uns was,
wir stopfen das
in unsern Sack
und wir segnen diesen Platz.
Im Sinne dieses Spruchs würden die Kinder und Jugendlichen für die Toten beten und die Plätze segnen, die sie besuchen. Natürlich bedarf eine solche liebevolle Abwandlung von Halloween einer Einführung – bei den Kindern und Jugendlichen genauso wie bei den Familien, die gerne bereit sind, sie zu empfangen.
Kinder müssen gewarnt werden, dass sie nicht allein losziehen sollen und in kein Haus hineingehen sollen, dessen Bewohner sie nicht gut kennen. Die Familien müssen Handhaben bekommen, mit denen sie die Kinder und Jugendlichen einladen können. Beispiele hierzu:
Übrigens kann man sich auch mit einem Halloween-
Anmerkung:
Den ersten Absatz des Kapitels über Halloween habe ich im Jahr 2009 aus dem evangelischen Magazin „chrismon“ (www.chrismon.de) übernommen. Er stammt von Burkhard Weitz.
402. Umkehr und Reue -
Freitag, der 22. Juni 2018 war ein besonderer Tag in meinem Leben. Ich hatte vorher das Buch „Die Erscheinungen von Kibeho -
Am 22. Juni und in den Wochen danach habe ich versucht, möglichst viele Versöhnungen herbeizuführen. Nur in einem Fall ist es nicht gelungen. Was mir bleibt, ist das intensive Gebet für diese Person.
Im Oktober 2017 hatten Gerhild und ich an einer Pilgerreise nach Fátima teilgenommen, und im Oktober 2018 an einer Autobuswallfahrt nach Lourdes. Auf diesen beiden Reisen habe ich bleibende Schätze gewonnen. Sowohl in Fátima als auch in Lourdes betonte die erscheinende Gottesmutter Maria die Wichtigkeit des Rosenkranzgebetes.
Nach der Rückkehr von Lourdes begann ich, fast täglich einen Rosenkranz zu beten, darunter auch den Barmherzigkeitsrosenkranz, den der erscheinende Jesus der Schwester Faustyna Kowalska beigebracht hat.
Durch dieses nun schon neun Monate dauernde Rosenkranzbeten habe ich verstehen gelernt, dass der Rosenkranz eine unschätzbare Gebets-
Nach jedem Rosenkranzgeheimnis lasse ich das Gebet folgen, das der Engel die Seherkinder von Fátima lehrte: „O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“
Mit Himmel ist hier der Ort Gottes, der göttlichen Mächte und der Menschen, die Gott nahe sein dürfen, gemeint. Fegefeuer und Hölle sind für Menschen, die von Gott getrennt sind. Das Fegefeuer ist für diejenigen, die Liebe zu Gott empfinden und die sich danach sehnen, in die Nähe zu Gott zu kommen. Die Hölle ist für diejenigen, die Gott hassen.
Ist die Hölle ewig, also definitiv? Das Gleichnis vom Gericht des Menschensohns über die Völker im Matthäusevangelium endet mit folgendem Satz: „Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.“ (MT 25,46, Einheitsübersetzung.)
Was wird hier eigentlich mit „ewig“ übersetzt? Im griechischen Urtext steht das Wort αίώνιος (äonisch, nach dem Wörterbuch www.wortbedeutung.info auf Äonen bezogen, auf sehr lange, nach menschlichem Ermessen unübersehbare Zeiträume bezogen).
Bei der ersten Erscheinung in Fátima, am 13. Mai 1917, fragte die Dame (die am 13. Oktober 1917 ihren Namen nannte: Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz) die Seherkinder: „Wollt ihr euch Gott anbieten, alle Leiden zu ertragen, die Er euch schicken will, als Zeichen der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er beleidigt wird und als Bitte für die Bekehrung der Sünder?“ Lucia antwortete für alle drei: „Ja, wir wollen es.“
Ich hoffe nicht darauf, viele Leiden zu empfangen, aber zu meinen persönlichen Gebeten gehört seit Monaten täglich die folgende Bitte: „Du mein Gott, hilf mir, dass ich jegliches Leid als Buße, als Sühne aufopfere, für meine Sünden und die Sünden der ganzen Welt.“
401. Christentum und Judentum -
Jesus war der Sohn frommer jüdischer Leute. Er wurde nach acht Tagen beschnitten und nach vierzig Tagen, als die Reinigung seiner Mutter mit einem Arme-
Als er begann, mit Jüngern und Jüngerinnen im Land herumzuziehen, wurde er zu einer ungeheuren Provokation, denn er verkündete das Reich Gottes in einer Art und Weise, die keinen Zweifel daran ließ, dass es in ihm selbst verkörpert war.
Seine Auseinandersetzung mit den führenden Schichten des Volkes gipfelte in dem prophetischen Satz des Hohen Priesters Kajaphas, den er in einer Versammlung des Hohen Rates sagte: „Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht.“ (Joh 11,50.)
Sein schimpflicher Tod am Kreuz machte es für Juden unmöglich, ihn als den Messias anzuerkennen. Einen Propheten kann das Judentum integrieren, einen Messias und einziggeborenen Sohn Gottes nicht.
Die Kreuzigung war für Jesus ein inneres, aber kein äußeres Muss. Als er zum ersten Mal in Nazaret in der Synagoge lehrte, brachte er die Leute so in Wut, dass sie ihn von dem Berg, auf dem ihre Stadt erbaut war, hinabstürzen wollten. „Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.“ (Lk 4,29-
Als die römischen Soldaten und die Tempelwache in den Garten Getsemani kamen, um ihn zu verhaften, sagten sie ihm, dass sie Jesus von Nazaret suchten. „Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück und stürzten zu Boden.“ (Joh 18,4-
Diese beiden Beispiele zeigen seine unbegrenzte Vollmacht und Kraft.
Die ersten Missionare, die sich nach Jesu Tod für ihn einsetzten, waren Juden, wie Petrus, Paulus und der Herrenbruder Jakobus. Die erste Gemeinde, die im Namen Jesu taufte und sich zum Herrenmahl versammelte – und damit das Paschamahl neu deutete – war die Jerusalemer Urgemeinde. Sie war jüdisch, nahm aber auch Proselyten und dem Judentum nahe stehende Gottesfürchtige auf.
Die Mission unter den Völkern führte dazu, dass die sogenannten Heidenchristen nicht mehr verpflichtet wurden, die Beschneidung der männlichen Kinder vorzunehmen und sich an mosaische und rabbinische Gesetze zu halten. Ab dem vierten Jahrhundert n. Chr. verschwand das Judenchristentum, und antijüdische Einflüsse nahmen unter den Christen zu.
Das heutige messianische Judentum, das trotz des Glaubens an Jesus jüdische Bräuche weiterführt, hat seine Ursprünge im 19. Jahrhundert. Vom Judentum werden die messianischen Juden nicht als Juden akzeptiert: „Messianische Juden gelten im Staat Israel als Konvertiten, denen keine Einbürgerung unter Bezugnahme auf das Rückkehrgesetz erlaubt wird.“ (Aus: Martin Steiner, „Messianisches Judentum“, www.religion.ch/juedisch/messianisches-
Das Dokument „Nostra Aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils enthält in dem Abschnitt über die jüdische Religion zwei zentrale Anliegen: „die Verurteilung des Antisemitismus, verbunden mit einem Schuldeingeständnis der Kirche als Mitverursacherin; und die Notwendigkeit, dass die Kirche niemals die Wurzeln ihres Glaubens im Judentum vergessen darf.“ (Aus: „Das Zweite Vatikanische Konzil, www.katholisch.at/konzil.)
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