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Werner Krotz

Das andere Land

Erlebnisse des Übergangs

A5, 303 Seiten, Softcover

1. Auflage 2019


ISBN 978-3-748545-70-5


Kaufpreis EUR 15,95


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Im Februar 2019 hatte ich so etwas wie einen Klar­traum. In diesem Traum hielt ich mein Manuskript „Das andere Land“ in meinen Händen und las darin, mit großer Aufmerksamkeit und mit der Absicht, dieses Manuskript in die Reihe meiner veröffentlich­ten Schriften aufzunehmen.


„Das andere Land“ habe ich im Frühjahr 1962 verfasst, als ich zwanzig Jahre alt war und mich in einer existentiellen Krise befand. Der in der Rahmenhandlung halb autobio­grafische Roman ist es wert, aus der Ver­gessenheit geholt zu werden. Meine persönlichen Erlebnisse habe ich in der Rahmenhandlung verfremdet. Zum Beispiel habe ich nicht von meinem Physikstudium an der Universität geschrieben, sondern von meinem Besuch einer „Sterndeuter­akademie“.


Der Hauptteil des Buches spielt in einem anderen Land, das es auf der Erde nicht gibt und auch nicht geben kann. In dieses andere Land werde ich von Diotima geführt, von der Sokrates in Platons Dialog „Symposion“ berichtet. Dort werde ich mit einer völlig anderen Denk- und Lebensweise konfrontiert.


Um den Roman veröffentlichen zu können, waren in der Rahmenhandlung und auch sonst Änderungen not­wendig. Mir war bewusst, dass ich nach so langer Zeit nur mit äußerster Vorsicht etwas ändern durfte und nur so, dass der Horizont des Zwanzigjährigen in jeder Hinsicht erhalten blieb.


Die Nische war von einem netten, kleinen Feuer erhellt. An diesem Feuer saß ein zartes, blondes Mädchen mit überlangen Haaren. Sie war in ein langes, weißes Kleidchen gehüllt und hielt die Hände zum Feuer. Als sie mich sah, strahlte sie mich an, mit großen, wundervoll blauen Augen.


„Komm, wärm dich!“ sagte das Mädchen. „Ich habe hier auf dich gewartet.“


Ich trat verwirrt näher. „Du hast auf mich gewartet?... Wieso gerade auf mich?“


„Du hast mich doch gerufen“, entgegnete das Mädchen heiter.


„Ich habe dich gerufen?... Aber ich habe dich ja gar nicht gerufen!“


„O doch, du hast mich gerufen“, beharrte das Mädchen. „Ich komme nur, wenn mich jemand ruft. Und es ist schwer, mich zu rufen. Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Mensch deines Landes ruft. Aber wenn mich einmal einer ruft, dann komme ich sicher. Schon aus Neugierde.“


 „Wer bist du denn?“ fragte ich das Mädchen.


„Ich bin Diotima“, antwortete sie. „Sokrates hat mich so genannt, und ich habe mir den Namen behalten, obwohl ich vorher anders hieß. Aber der Name gefällt mir.“


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