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Zeitspannen - Ein Text für Theaterräume und andere Räume


Einleitung zur zweiten Fassung


Menschen zwischen Träumen und Wachen, zwischen Verantwortungslosigkeit und Liebe. Sie erleben die Spannungen zwischen Mann und Frau sowie den Irrwitz dieser Erde. Der Bogen geht von prähistorischen Tagen bis zu Aspekten einer lebenswerten Zukunft.


Das Stück wirft Schlaglichter auf unsere Existenz und braucht eine Choreographie. Die Anzahl der Schauspielerinnen und Schauspieler ist nicht festgelegt. Auch die Aufteilung des Textes auf bestimmte Personen ist oft nicht vorgegeben.


Das Textbuch stellt den Versuch dar, die Kunstformen Lyrik und Dramatik zu verschmelzen. Das bezieht sich auch auf die Regieanweisungen, die ebenfalls in Gedichtform aufgebaut sind. Es wurde eine Gedichtform mit Kleinschreibung und ohne Interpunktion gewählt. Insbesondere in der Gestaltung der bildnerischen Elemente ist das Textbuch dem Serapions-Ensemble (Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann) verpflichtet. Das serapiontische Prinzip, das E.T.A. Hoffmann entwickelte, um extrem Gegensätzliches zu einer Einheit fusionieren zu können, steht für die Verwandlung des Inneren ins Äußere und wendet sich gegen jede Bevormundung, jede Ideologisierung und jedes Dogma.


Ein bleibender Eindruck ist für mich auch eine Aufführung in einem Berner Kellertheater, bei der die Schauspielgruppe Gedichte von Gerhard Rühm, dem Mitbegründer der Wiener Gruppe, in Form von Performances sprach und darstellte. Die Szenen meines Textbuchs sind als Performances gedacht.



Einleitung zur dritten Fassung


Das Serapions-Ensemble führte im Frühjahr 2016 im Wiener Odeon das Stück „... am Abend der Avantgarde“ unter Verwendung der Werke „Enuma elisch“ und „Poem ohne Held“ der russischen Autorin Anna Achmatowa in der Übersetzung von Alexander Nitzberg auf. Im Programmheft schreibt Alexander Nitzberg: „Der Titel Enuma elisch (‚Als droben ...‘) ist der Beginn eines altbabylonischen Schöpfungsmythos. [...] [In Achmatowas Werk Enuma elisch] verschwimmen die Grenzen zwischen den Genres – Dialog, Lyrik, Prosa und Essays vermischen sich. Außerdem ist die Sequenz der Passagen nicht festgelegt. [...] (Achmatowa verteilt die einzelnen Szenen als lose Blätter auf verschiedene Kuverts.)“


Das Erleben der Uraufführung des Stückes im Odeon bestätigt mir die Richtung, die ich mit den „zeitspannen“ eingeschlagen habe und inspiriert mich dazu, den Text noch einmal sorgfältig zu überarbeiten, ohne Achmatowa nachzuahmen. Einige der Szenen können durchaus in einer anderen Reihenfolge gespielt werden.


Die Szene 30. wurde unter dem Titel „Ausgang“ am 21. September 2004 bei einer Aufführung „Dreiminutenspiele“ des Ersten Wiener Lesetheaters gegeben.


Erste Fassung verfasst in Bern von 2000 bis 2003.


Zweite Fassung erarbeitet in Pressbaum/Dürrwien von 2011 bis 2013.


Dritte Fassung erarbeitet in Pressbaum/Dürrwien 2016.


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